Laura Gröll von Verletzungspech getroffen

Entschuldigt mich, ich geh kurz weinen.” Mit diesen emotionalen Worten beendete Hochspringerin Laura Gröll jüngst einen Instagram-Post zu ihrem Innenleben nach einer niederschmetternden Verletzungsdiagnose. Das MRT-Bild ihres linken (Sprung-)Fußes zeigt einen leichten Riss der Achillessehne, ein Ödem am Fersenknochen, eine Zyste und einen entzündeten Schleimbeutel. Laut des behandelnden Arztes, Orthopäde Dr. Styra, sind für die Genesung mindestens sechs Wochen Belastungspause und eine anschließende Reha nötig. Nach Luisa Tremel, die auf Glatteis ausrutschte und sich dabei u.a. die Schulter auskugelte, und Lavinja Jürgens, bei der eine Schienbeinkopffraktur diagnostiziert wurde, ist damit nun die dritte Hochspringerin der LG Stadtwerke München außer Gefecht.

Im Januar habe ich mir eine Auszeit genommen und mich dazu entschieden, keine Hallensaison zu bestreiten, weil ich den Leistungssport zu diesem Zeitpunkt, insbesondere neben einer fordernden Uni-Prüfungsphase, eher als Belastung gesehen hatte. Als ich dann im Februar mit dem Training begann, lief es wirklich gut. Ich kenne meinen Körper gut und war wirklich zuversichtlich, im Sommer endlich 1,90 Meter angreifen zu können.

Laura Gröll über ihre ursprünglichen Ziele

 

Aller guten Dinge sind … – Gröll ist comebackerfahren

Da bei der Bundeskaderathletin Mitte März allerdings das Coronavirus festgestellt wurde, musste die (noch) 22-jährige Springerin wie ihr Trainer Sebastian Kneifel in eine 14-tägige häusliche Quarantäne. Trotz behutsamen Wiedereinstiegs in das reguläre Training nach dieser Zwangspause schmerzte am Gründonnerstag, nur vier Tage nach Trainingsbeginn, die Achillessehne. Nach Ostern folgte nun die folgenschwere Diagnose, die Grölls ambitionierte Ziele für die Freiluftsaison in weite Ferne rücken lässt.

“Gravierende Verletzungen treten bei mir scheinbar im Dreijahres-Rhythmus auf”, erzählt Gröll hörbar geknickt. 2015 hatte die 1,86 Meter große Springerin ihren ersten Ermüdungsbruch im linken Fußwurzelknochen. Nach zwei sportlich sehr guten Jahren, in denen ihr unter anderem ihre bis heute gültige Bestleistung von 1,88 Metern gelang, folgte 2018 der nächste Rückschlag. Wieder wurde ein Haarriss im linken Fußwurzelknochen festgestellt und wieder war eine mehrwöchige Pause mit einem sogenannten Vakuumschuh unumgänglich. Auch diesmal kämpfte sich die gebürtige Fränkin zurück. So wurde sie unter anderem 2020 Deutsche Hallenmeisterin, ihr bislang größter Erfolg.

Wer die ehrgeizige Studentin der Gesundheitswissenschaften kennt, weiß, dass sie auch diesmal alles unternehmen wird, um gestärkt aus der Verletzung zurückzukommen. Aktuell stehen regelmäßige Termine zur Stoßwellen- und Ultraschalltherapie an, die ihr bei der Heilung helfen sollen. 

Mit jeder Verletzung schätze ich den Sport mehr. Dadurch merke ich, wie sehr mir das Springen fehlt und verstehe, dass ich Hochsprung nur für mich und niemanden sonst betreibe. Geduld ist insbesondere nach der Ruhephase gefragt. Mir wird es sicher schwer fallen, in sechs Wochen mit angezogener Handbremse loszulegen und mich mit z. B. Radintervallen oder Stabilisierungstraining zu begnügen statt Techniktraining zu absolvieren. Ich gebe jedenfalls die Hoffnung nicht auf, dass ich möglicherweise noch in der Late-Season springen werde. Meistens kommt es ja doch anders als man denkt. Falls es klappt, nehme ich mir aber keine konkreten Ziele oder Höhen vor, sondern wäre einfach nur dankbar.

Laura Gröll über ihre Comeback-Pläne


Beitragsbild: Theo Kiefner