„Stecker gezogen“ – Katharina Trost ist nach Halbfinal-Aus bei Olympia enttäuscht

Katharina Trost von der LG Stadtwerke München ist am Samstag, 31. Juli, bei den Olympischen Spielen in Tokio im 800-Meter-Halbfinale ausgeschieden. Ein unerklärlicher Leistungseinbruch 150 Meter vor dem Ziel verwehrte ihr eine Zeit unter zwei Minuten und damit auch die Möglichkeit, in den Kampf um die Finalplätze einzugreifen. In drei Semifinals wurden am Abend unter den 24 Teilnehmerinnen acht Finalistinnen gesucht. Jeweils die ersten beiden sowie zwei Zeitschnellste schafften es in den Endlauf ein. Nach dem Erstrunden-Aus von Christina Hering am Freitag befindet sich nun keine deutsche Läuferin mehr im Wettbewerb.

Etwa 34 Stunden nach ihrem Halbfinaleinzug, dem ersten einer Deutschen seit den Spielen im Jahr 2000, stand Trost erneut an der 800-Meter-Startlinie des Tokioter Olympiastadions. Wie am Vortag auf Bahn sechs. Freudentränen hatte sie in der Zwischenzeit vergossen. Immerhin ist der Halbfinaleinzug, der ihr auch schon bei der WM in Doha 2019 gelang, der größte Erfolg ihrer bisherigen Karriere. Viel Regeneration stand seit Freitagvormittag auf dem Programm. Die Speicher in der Hitze von Tokio wieder auffüllen, viel trinken und Physiotherapie. Ihre Trainingspartnerin Christina Hering, die gestern in einem taktischen Rennen unglücklich ausschied, hat sie dabei sehr unterstützt. Sie war auch mit ins Stadion gekommen und sah, dass es Trost, die sich „wahnsinnig auf das Halbfinale gefreut“ hatte, geschickt anstellte. In der ersten Runde lief sie kräfteschonend auf Position sieben und zur Rennmitte trennten sie mit 59,9 Sekunden nur vier Hundertstel von der Führenden. Sie war sich sicher: „Da geht noch was!“ Bei 500 Metern lag sie gar an fünfter Stelle und alles schien noch möglich. Das Rennen war weder sonderlich schnell noch hatte Trost viel Aufwand betreiben müssen. Doch in der letzten Kurve musste die 26-jährige dann zusehends abreißen lassen: „Es hat mir bei 650 Meter einfach den Stecker gezogen. Ich kann es nicht erklären. Das hätte nicht passieren dürfen, aber es ging einfach nichts mehr.“ In den Schlussspurt um den Finaleinzug konnte sie folglich nicht mehr eingreifen und so kam sie nach 2:02,14 Minuten schließlich als Letzte ihres Halbfinals ins Ziel. Mehrere Minuten dauerte es dort bis sie wieder aufstehen konnte, so sehr setzte ihr das Laktat in den Beinen zu.

„Ich habe mich fit gefühlt und ich dachte, dass mit dem richtigen Rennverlauf vielleicht was drin ist. Unter zwei Minuten zu laufen, war auf jeden Fall mein Ziel. Das hätte in so einem Halbfinale drin sein müssen und damit wäre ich auch vorne dabei gewesen. Dass ich am Ende hinterherlaufe, hätte ich nicht gedacht. Ich bin immer noch wahnsinnig glücklich, dass ich heute im Halbfinale nochmal laufen durfte, aber dass es jetzt so ein trauriges Ende nimmt, hatte ich nicht gehofft. Ich will auf jeden Fall noch ein paar Rennen machen, weil ich glaube, dass ich echt fit bin – deswegen war das heute auch so enttäuschend“, so Trost, die am Ende Platz 20 in der Konkurrenz der derzeit weltbesten 800-Meter-Läuferinnen einnimmt.

Die direkten Finaltickets ergatterten die diesjährige Halleneuropameisterin Keely Hodgkinson (Großbritannien, 1:59,12 Minuten) und die Chinesin Wang Chunyu (1:59,14 Minuten). Über die Zeit zog aus diesem Rennen Raevyn Rogers aus den USA (1:59,28 Minuten) in den Endlauf ein. Die schnellste Zeit der drei Semifinals lieferte in beeindruckender Manier die Weltjahresbeste, die 19-jährige US-Amerikanerin Athing Mu (1:58,07 Minuten). Sie geht als Favoritin in das Finale am Dienstag, 3. August, um 21:25 Uhr (14:25 Uhr dt. Zeit).

Eine Ergebnisliste des dritten 800-Meter-Halbfinals mit Katharina Trost finden Sie hier. Zeitplan und Ergebnisse der olympischen Leichtathletikwettbewerbe gibt es hier.

Beitragsbild: IMAGO / Chai v.d. Laage