Langstreckenass Sebastian Hallmann befindet sich momentan im Höhentrainingslager im afrikanischen Kenia.
Sein erster Erlebnisbericht handelt von Trainingspartnern, Bedingungen, Verpflegung, Freizeitbeschäftigungen und dem afrikanischen Lifestyle
Vor knapp einer Woche sind Falk C., Martin B., Jan F., Samuel D., Torsten M. und Sebastian H. bei den strengsten Eltern der Welt angekommen. Konnten sie auf dem Flug nach Kenia noch den „überaus freundlichen“ Service der weltallerbesten Flugbegleiterinnen genießen, müssen sie hier vor Ort bis zu 2x am Tag Schwerstarbeit auf staubigen Straßen hinter sich bringen. War die Luft zu Beginn des Abenteuers doch sehr dünn, haben sich alle an die strapaziösen Arbeitsbedingungen gewöhnt und gehen nun sehr routiniert dem Planmäßigen Tagesablauf nach.
Da die Gruppe die Aufgaben der ersten Woche zur Zufriedenheit der Gasteltern ohne Proteste über sich ergehen ließ, bekam sie heute ein Barbecue als Belohnung. Die tägliche Verköstigung im Camp von Kip Keino (Kipchoge Keino, wer den Namen nicht kennt soll googeln) nebenan ist zwar nicht schlecht, spartanisch gut und sättigend aber nicht zu vergleichen, mit der bloßen Vorstellung einer Grillparty. Gegessen wird hier klassisch Ugali (Schnittfester Maisbrei), Hülsenfrüchte, Sukuma Wiki (Grünkohl), Nudeln, Stampfkartoffeln und fleischiges Allerlei von Hühnchen über Rind bis Hammel und deren Innereien. Es gibt sogar Fisch, wobei es sich hier augenscheinlich um ein mit einem Tauchsieder erhitztes Zierfischaquarium handelt. Samual D. hat den örtlichen Traditionen als erstes die Hand gereicht und seinem Essen tief in die Augen gesehen – vielen Augen.
Neben den läuferischen Aufgaben stehen der Gruppe verschiedene Freizeitaktivitäten zur Auswahl, wie das fangen einer „Mausratte“ (Aussehen Maus – Größe Ratte) mit einem Topf und einem Löffel. Da sich die Gruppe aber so schnell an die hier vorherrschenden Verhältnisse angepasst hat, ist das Spiel durch einen Stromausfall und der damit verbundenen Dunkelheit erschwert worden. Dank der mitgebrachten Grubenlampen war aber auch das kein Problem. Die „Mausratte“ schien erstmal mit ihrer Situation im Topf nicht wirklich zufrieden zu sein, konnte dann aber im ausreichenden Abstand zum Haus in die Freiheit entlassen werden.
Während der täglichen Beschäftigungstherapie hat sich unsere Laufgruppe tatsächlich hinter die chinesischen Linien verlaufen. Das bemerkte sie aber erst als ihr eine Gruppe chinesischer Läuferinnen, Nationalmannschaftsanzug und äußeres Erscheinungsbild waren deutliche Zeichen der Herkunft, begleitet von einem mit Trainern und Betreuern besetzten Kleinbus, entgegenkam. Heute kam Sebastian H. vermutlich eine amerikanische Läuferin mit ihrem Begleiter (grobe Schätzung nach dem Aussehen), sowie ein wenig später vereinzelt ein paar Kenianer beim Training entgegen. Die Welt ist hier ziemlich klein.
Außerdem gehen hier die Uhren anders. Bei uns gibt es Sommer- und Winterzeit. Hier gibt es Normalzeit und „Kenyanstandartspecialtime“(KSST). Wer sich in der KSST bewegt lebt deutlich langsamer. Fünf Minuten können schon mal fünf Minuten sein, aber auch länger oder auch mal viel länger. Das genaue System der KSST ist hier glaub wohl niemandem wirklich klar. Sicher dauert es noch ein Weilchen bis sich jemand damit eingehend befasst um eine Erklärung zu finden. Es wird vermutet, dass die Zeiger der Uhr in unregelmäßigen aber genau festgelegten Abständen verschieden lange Pausen einlegen um dann plötzlich weiter zu ticken. Aber wie und wann das passiert war in der kürze der Zeit nicht herauszufinden.
Ein Läufer aus Sri Lanka, der hier im Camp schon ein wenig mehr Zeit verbracht hat meinte nur: „If you are in Kenya, you have to be Kenya“. Du bist hier also nicht mehr nur in Kenia sondern sollst auch noch Kenia sein. Läuft :)… Jan F. hat ein filmisches Dokument angefertigt um den Daheimgebliebenen einen Eindruck zu verschaffen, unter welchen Bedingungen hier trainiert werden muss. Zu sehen auf www.janfitschen.de.