Christina Hering (20) vertritt die LG Stadtwerke München bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Peking. Über 800 Meter stürmte die Studentin der Sportwissenschaften bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg zu Silber und zur ersten Zeit unter zwei Minuten.
Vor ihrer Abreise am Freitag haben wir noch einmal mit der Münchnerin gesprochen.
Christina, am Freitag geht es los nach Peking. Schon nervös?
Nein, eigentlich nicht. Eher voller Vorfreude. Nervös werde ich aber sicher auch noch. Spätestens, wenn ich dann das erste Mal im Nationalstadion von Peking bin, kribbelt es mit Sicherheit.
Am Samstag hast du in Dachau einen letzten Test absolviert. Wie lief’s?
Sehr gut. In 52,92 Sekunden bin ich nur eine Hundertstel über meiner Bestleistung geblieben. Das werte ich als gutes Zeichen. Nach der Staffel-DM in Jena haben wir nochmal richtig gut trainiert und jetzt ging es hauptsächlich darum, wieder in den Wettkampfmodus zu kommen. Ein 400er passt da ganz gut.
Du hast dich im Saisonverlauf kontinuierlich gesteigert und die WM-Norm sozusagen auf den letzten Drücker bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg geschafft. Warum hat es so lang gedauert, bis der Knoten geplatzt ist?
Ich war schon früh gut drauf. In Pliezhausen war ich über 600 Meter nur ganz knapp hinter der Hallen-Europameisterin Selina Büchel. Danach haben mir viele gesagt, dass es jetzt doch bestimmt möglich ist, unter zwei Minuten zu laufen. Einerseits freut man sich natürlich, dass so viele Menschen einem das zutrauen, andererseits spürt man schon auch die Erwartungshaltung. Wenn es so einfach wäre, hätte es nicht so über zehn Jahre gedauert gedauert, bis eine Deutsche mal wieder unter zwei Minuten läuft. Das Wichtigste war, dass ich selber daran glaube.
In Dessau bin ich mit dem Ziel ins Rennen gegangen, beste Deutsche zu werden, um dann bei der Team-EM im Einzel dabei zu sein. Aber meine Trainingspartnerin Fabienne [Kohlmann] war einfach ziemlich stark und hat das bei der Team-EM ja auch sehr gut gemacht. Und ich war dann ja mit der 4×400 Meter-Staffel dabei, das war auch gut.
Hauptziel für mich war diese Saison eigentlich die U23-Europameisterschaft. Nachdem ich dort Bronze gewonnen hatte, war ich wirklich erleichtert. Fabienne ist am Tag vorher bei der Universade das erste Mal unter zwei Minuten geblieben..
… und dann dachtest du, das kannst du auch?
Ja, es hat mir Selbstvertrauen gegeben, es bei den Deutschen Meisterschaften nochmal zu probieren.
Unsere Trainer Andreas Knauer und Daniel Stoll haben sich im Vorfeld bewusst rausgehalten. Nach dem Vorlauf haben wir uns zu zweit zusammengesetzt und beschlossen, dass wir im Finale eine echte Show zeigen wollen. Und das hat dann echt gut geklappt.
Du sprichst die Situation in der starken Trainingsgruppe mit Fabienne Kohlmann an: Hat dir das in der langen Saison geholfen?
Ja, auf jeden Fall. Zwischendurch hatten wir zwar verschiedene Wettkämpfe, aber die letzten drei Wochen haben wir fast alles gemeinsam trainiert. Das hilft schon. Vor allem jetzt, wo sich das Trainingsstadion immer weiter leert und schon fast alle anderen in der Saisonpause sind.
Aktuell bist du in der Weltjahresbestenliste auf Platz 18. Wie lauten deine Ziele für die Weltmeisterschaft?
Ich möchte es auf jeden Fall genießen, Erfahrungen sammeln und Spaß haben. Am Anfang war ich ziemlich überwältigt, dass ich wirklich dabei bin. Mittlerweile habe ich mich ein bisschen gesammelt und hatte Zeit, mir über meine Ziele Gedanken zu machen. Das Feld ist dicht zusammen, aber ins Halbfinale würde ich es gerne schaffen. Und ich möchte unbedingt zeigen, dass die gute Zeit in Nürnberg keine Eintagsfliege war.
Die letzten Wochen stand die Leichtathletik wegen der mit der ARD-Dokumentation zu Doping in Russland und Kenia und den Verstrickungen der IAAF nicht gerade in einem guten Licht. Beschäftigt dich das?
Meine Einstellung ist: Es macht mich stolz, dass ich mit sauberen Mitteln mithalten kann. Natürlich hoffe ich, dass das aufgeklärt wird, Dopingsünder gesperrt werden und Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden. Aber aktuell bringt es mir wenig, mich darüber aufzuregen.
Was ist nach der WM geplant?
Ich laufe auf jeden Fall noch beim ISTAF in Berlin die 800 Meter. Und danach geht es in den Türkei-Urlaub und anschließend natürlich auch mal auf die Wiesn!
(Foto: Kiefner)