Was sich während des Sommers bereits abgezeichnete, ist nun offiziell: LG-SWM-Kugelstoßer Valentin Döbler beendet seine Leistungssportkarriere. Trotz vielversprechender Zubringerleistungen konnte der 23-jährige seine persönliche Bestweite von 18,98 Metern in den letzten beiden Jahren nicht weiter steigern. In der abgelaufenen Saison erzielte der mehrfache Medaillengewinner bei deutschen Meisterschaften vielfach Ergebnisse im Bereich der 18-Meter-Marke, so auch bei seinem letzten Wettkampf Ende Juni in Gröbenzell.
Bei diesen Ergebnissen geriet der 1,98 Meter große Hüne, der ein Wettkampfgewicht von 115 Kilogramm in den Ring brachte, zunehmend ins Zweifeln: „Wenn die Leistungsentwicklung derart stagniert, fängt man an, das Ganze zu hinterfragen.“ In einer verlängerten Vorbereitung auf den Sommer 2019 hatten Döbler und sein langjähriger Trainer Gerhard Neubauer in neun bis zwölf Einheiten pro Woche daher einiges umgestellt. Bei Leistungstests gelang es Döbler in der Folge sogar, die Kugel weit über die 19-Meter-Marke hinaus zu stoßen. Im Wettkampf konnte er diese Stärke jedoch wiederholt nicht in Ergebnisse ummünzen. „Das nagt natürlich an der Motivation. Am Ende hat mir der Sport bei Weitem nicht mehr so viel Freude bereitet wie noch zwei Jahre zuvor“, so Döbler.
Der gebürtige Münchner trat als Schüler dem TSV München-Ost, einem Mitgliedsverein der LG SWM, bei. Im Jahre 2009 bestritt er seinen ersten Wettkampf und übertraf damals gleich auf Anhieb die Zehn-Meter-Marke mit der Drei-Kilogramm-Kugel. In den darauffolgenden Jahren dominierte er bayernweit zunehmend die Wettbewerbe mit Gleichaltrigen. Zu seinen größten Erfolgen zählten insgesamt vier dritte Ränge bei nationalen Titelkämpfen der U20 und U23. Das Trikot der Nationalmannschaft trug Döbler 2017 bei der U23-EM im polnischen Bydgoszcz. Seine persönlichen Bestleistungen stehen bei 18,98 Metern mit der Männerkugel und 51,24 Meter mit dem Zwei-Kilogramm-Diskus. Einzug in die bayerischen Rekordlisten fand Döbler mit zwei herausragenden Hallenleistungen: Die Sechs-Kilogramm-Kugel der U20 katapultierte er im Jahr 2015 auf bis heute nie erreichte 19,08 Meter. Zwei Jahre später ließ er dann mit der 7,26-Kilogramm-Kugel und 18,80 Meter eine neue Junioren-Bestmarke folgen.
Döbler – seit der U18-Altersklasse ein Drehstoßtechniker – bedankt sich bei der LG Stadtwerke München, deren Trikot er durchweg trug, „für die langjährige tolle Unterstützung“. Neben Neubauer sei er zudem Andreas Bücheler (langjähriger Wurftrainer des TSV München-Ost), Joachim Lipske (Wurftrainer des Bayerischen Leichtathletik-Verbandes) und Gewichtheber-Coach Max Mühlbauer zu großem Dank verpflichtet. „Sie alle haben in meiner sportlichen Laufbahn eine immens wichtige Rolle gespielt.“
Trotz mehrfacher Anfragen kann sich Döbler keine Zweitkarriere als Anschieber im Bobsport vorstellen. „Das Kapitel Leistungssport ist für mich erst einmal abgeschlossen“, erklärt er. Im Fokus steht nun die berufliche Laufbahn. Döbler war über mehrere Jahre Teil der Spitzensportfördergruppe der Bayerischen Polizei. Im kommenden Februar möchte er seine Ausbildung für den Mittleren Dienst erfolgreich beenden. „In ein, zwei Jahren“, so Döbler, „kann ich mir gut vorstellen, meinen Erfahrungsschatz als Nachwuchstrainer weiterzugeben.“
Zum Kugelstoßen kam Döbler übrigens, als er im Keller seines Elternhauses Urkunden seines Vaters Jörg – im Jahr 1988 deutscher Jugend-Vizemeister mit der Kugel – in die Hände bekam. Auch Schwester Amelie war eine erfolgreiche Leichtathletin mit der Schokoladendisziplin Diskuswurf. Sie beendete im Vorjahr mit gerade einmal 19 Jahren ihre Karriere. Ihr größter Erfolg bleibt der Gewinn der Silbermedaille bei der U18-EM in Tiflis 2016.
Beitragsbild: Marcus Buck