„Ich will es ins Finale schaffen“

3000 Meter-Läufer Clemens Bleistein (24, rechts im Bild beim Abschlusstraining) von der LG Stadtwerke München ist für die Hallen-Europameisterschaft in Prag (05. – 08.03.) nominiert. Am Freitag geht er als 16. der Meldeliste ins Rennen. Im Interview spricht der Medizinstudent über seine erfolgreiche Hallensaison und die bevorstehende Europameisterschaft.

Clemens, Glückwunsch zum Gewinn der Bronzemedaille bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften am vergangenen Wochenende und zur Nominierung für die Europameisterschaft.

 

Vielen Dank! 

 

Die Hallensaison verlief ja wirklich sehr erfolgreich. Was hast du in der Vorbereitung anders gemacht als in den Vorjahren?

 

Gar nicht so viel. Wie die letzten Jahre auch war ich Anfang Januar im Trainingslager in Portugal. Dort lief das Training sehr, sehr gut. Deshalb wollte ich früh in die Hallensaison einsteigen. Nach der 1500-Meter-Bestleistung zum Auftakt in München, war das Rennen in Düsseldorf einige Tage später eher eine Enttäuschung. 

 

Die Norm von 7:53 Minuten bist du ja bei einem Meeting in Gent gelaufen. Was war das für ein Rennen? 

 

Ein internationales Meeting, das europäischen Athleten ermöglichen sollte, die Norm für Prag zu erfüllen. Eine Startplatz-Zusage hatte ich schon im Dezember. Das Rennen war perfekt. Der Tempomacher war etwas zu langsam aber für mich war das genau richtig. Hätte es in Düsseldorf schon geklappt, wäre ich aber wohl nicht gelaufen. 

 

Als du beim Zieleinlauf die Zeit gesehen hast, hat dich das für eine Menge Trainingskilometer belohnt.

 

Ja, auf jeden Fall. Den ganzen Winter habe ich etwa 10mal pro Woche trainiert. Neben den Verpflichtungen an der Uni ist das ein straffes Programm. 

 

Die Norm is not enough: Damit du das Ticket nach Prag sicher lösen konntest, war auch eine Medaille bei der Deutschen Hallenmeisterschaft Pflicht. War der Druck spürbar?

 

Eigentlich war es nicht so schlimm. Klar war ich nervös, immerhin sind es Deutsche Meisterschaften, aber gegen Richard Ringer und Florian Orth  (zweit- bzw. fünftschnellster Europäer) hatte ich nicht viel zu verlieren. Dafür habe ich mich ganz ordentlich geschlagen, denke ich. 

 

Das Rennen in Karlsruhe war deutlich langsamer als das in Gent. Wurden da schon Kräfte gespart? 

 

Wir hatten alle drei kein Interesse an einem schnellen Rennen. Der Rest wollte oder konnte nicht so richtig. Ich wusste, dass ich auch einen guten langen Spurt laufen kann. Zum Schluss war es dann ja auch richtig eng. 

Du beschreibst den engen Zieleinlauf. Wäre eine bessere Platzierung drin gewesen?

 

Das ist im Rückblick schwer zu sagen. Im Video sieht es in einem Moment so aus, als würde ich mich nicht so richtig trauen nach vorne zu gehen. Aber ob es dann anders ausgegangen wäre, steht auf einem anderen Blatt. Die zwei vorne sind schon richtig fit und gehören zu den besten in Europa. Aber natürlich hätte ich sie gerne geschlagen. 

 

Hältst du während eines so taktischen Rennens eigentlich Kontakt zu deinen Trainern?

 

Man hört vielleicht etwas besser was von der Seite reingerufen wird. Aber sonst ist man doch sehr auf das fokussiert, was auf der Laufbahn passiert.

 

Jetzt stehst du also vor deiner ersten internationalen Meisterschaft. Die ersten Auftritte im Trikot der Nationalmannschaft. Aufgeregt?

 

Noch nicht, aber das kommt sicherlich am Wettkampftag. Vor allem aber freue ich mich, mal dabei zu sein.

 

Was hast du dir für Prag vorgenommen? Es ist immerhin „die goldene Stadt“.

 

(Lacht) Ich fahre sicherlich nicht nur zum Spaß hin! Vermutlich wird es Vorläufe geben, die werden taktisch gelaufen, aber darauf werde ich vorbereitet sein. Ich will es natürlich gerne ins Finale schaffen. Und dann schauen wir mal, wie golden Prag für mich ist. 

 

Nach der EM steht erstmal groß P-A-U-S-E im Trainingsplan, oder?

 

Pause ist nicht so meins. Am Montag komme ich aus Prag zurück, Dienstag geht es nach Kenia, genauer gesagt nach Eldoret. Dort werde ich im Rahmen meines Studiums ein vierwöchiges Praktikum im Krankenhaus absolvieren und natürlich ordentlich trainieren. An Trainingspartnern wird es dort sicher nicht mangeln.

Am Mittwoch geht es los nach Prag. Gute Anreise! Die LG Stadtwerke München drückt dir die Daumen für die Europameisterschaft. Danke für das Interview!