Eine Woche vor den Deutschen Crossmeisterschaften und der Hallen EM in Paris fand in Leipzig der nationale Höhepunkt der Hallensaison statt.
Die Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig zeigten zum einen, dass die Deutsche Leichtathletik mit einigen Athleten im Spitzenbereich in Europa und der Welt mithalten kann, zum anderen wiesen die Felder zum Teil eine sehr geringe Dichte auf.
Das zwölfköpfige Team der LG STADTWERKE MÜNCHEN konnte am Sonntag abend eine sehr positive Bilanz der zwei Wettkampftage ziehen.
Am Samstag feierten die Stabhochspringer einen Doppelsieg mit dem Titel von Malte Mohr (5.65m) und Tim Lobinger (5.60m).
Den möglichen Dreifachtriumph mit Fabian Schulze verhinderte Karsten Dilla (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen), der mit 5.50m zehn Zentimeter höher sprang als Schulze.
Spannend dürfte es jetzt bei den Nominierungen für die Hallen EM in Paris werden, da bisher nur Mohr und Schulze die Norm von 5.70m überquerten. Mit dem zweiten Platz bei den Deutschen Meisterschaften könnte auch Lobinger noch in den Kreis der Nominierten aufgenommen werden.
Ein unglückliches Wochenende erlebten die Topsprinter Tobias Unger und Marius Broening.
Marius Broening hatte sich kurz vor den Deutschen Meisterschaften in Leipzig eine Oberschenkelverhärtung zugezogen, die ihm einen Start in Leipzig nicht möglich machte.
Tobias Unger konnte zwar noch den Vorlauf bestreiten, mußte dann aber die Segel streichen, da ihm eine Verletzung, die ihm diese Hallensaison schon häufiger Probleme bereitete, wieder zu schaffen machte. Trainer Coroucle und Tobi Unger wollten kein Risiko eingehen und verzichteten auf den Zwischenlauf. Ein Start bei den Hallen EM in Paris wird von einem letzten Test Mitte der Woche abhängen, scheint aber wenig wahrscheinlich.
In Abwesenheit von Unger und Broening ging der Titel an Christian Blum (TV Wattenscheid) in 6.63 sec vor Martin Keller (Lac Erdgas Chemnitz) in 6.65 sec .
Auf der längeren 200m Sprintdistanz qualifizierte sich Florian Rentz für das Finale, in dem er in 21.45 sec den siebten Platz belegte. Rentz und sein Betreuer Heinz Löser zeigten sich damit nicht ganz zufrieden, zumal die 200m zu dem Höhepunkt der DM wurden. Der Wattenscheider Sebastian Ernst lief in 20.42 sec einen neuen Deutschen Rekord und Weltjahresbestleistung. Teamkollege Alexander Kosenkow hatte im ersten Finale vorgelegt und war hervorragende 20.65 sec gelaufen.
Da auch die abschließende 4 x 200m Staffel gewonnen wurde, verbuchten die männlichen Wattenscheider Sprinter alle Titel dieser Meisterschaft für sich und stellen das Maß der Dinge in Deutschland dar.
Im weiblichen Bereich konnte sich LG Sprinterin Anja Wurm einmal mehr für das Finale über 60m qualifizieren. Trotz starker beruflicher Belastung und leichter gesundheitlicher Probleme im Vorfeld zeigte sich die Münchnerin in guter Verfassung und erreichte in 7.51 sec Platz sieben ,zeitgleich mit Mareike Peters (Bayer Leverkusen), die sechste wurde.
Ihre Medaille bei den Hallentitelkämpfen hätte Anja fast doch noch mit der 4 x 200m Staffel der LG STADTWERKE MÜNCHEN geholt. Die von Frau Schneider betreute Gruppe lief ein bravouröses Rennen und verpaßte nur um 58 Hunderstel Edelmetall. In der Besetzung Anja Wurm, Vera Seitz, Nele Baade und Karoline Pilawa lief die Staffel 1.39.78 min und blieb erstmalig unter der 40 Sekunden Grenze.
Besonders muss man aber auch die Leistung von Karoline Pilawa bewerten, die sich nach einem beeindruckenden 800m Finale, wenige Minuten später, für die Staffel zur Verfügung stellte. Dabei mußte sie noch organisieren, dass die Siegerehrung vorgezogen wurde, damit sie rechtzeitig im Callroom erscheinen konnte.
Damit ist auch schon vorweggenommen, dass Karoline Pilawa einen ausgesprochen erfolgreichen Tag erlebte. Genau ein Jahr war es am Sonntag her, dass die beste Mittelstrecklerin der LG STADTWERKE MÜNCHEN ihren letzten DM Lauf bestritt. Danach zwang sie eine Knieverletzung zu einer längeren Pause, so dass sie den ganzen Sommer keine Wettkämpfe bestreiten konnte.
Konzentriert und auch etwas nervös ging sie in ein 800m Finale, dass stark von der Taktik geprägt war. Favoritin Jana Hartmann übernahm von Anfang an die Spitze und hielt das Tempo nicht allzu hoch. Pilawa lief von Anfang an an Position zwei. In der letzten Runde kam es zu einer Tempoverschärfung. 100m vor dem Ziel konnten sich Hartmann, Pilawa und Klein leicht absetzen. Auf der Zielgerade lieferte man sich ein packendes Spurtrennen, dass Jana Hartmann (2.09.40 min) knapp vor der letztjährigen B-Jugendmeisterin Hanna Klein (2.09.70 min, LCO Edenkoben) und Karoline Pilawa (2.10.10 min) entschied.
Auch wenn die Zeiten den taktischen Rennverlauf wiederspiegelten, freute sich Karoline Pilawa nach langer Pause zusammen mit Trainer Andi Knauer über die erste DM Medaille im Frauenbereich.
Im Weitsprung war Oliver Koenig in seiner ehemaligen Heimatstadt Leipzig mit Platz sechs und 7.58 m nicht ganz zufrieden. Ihm fehlte die Spritzigkeit nach einer Grippe bedingten Pause.
Ebenso erging es auch LG Dauerbrenner Sebastian Hallmann, der vier Runden vor Schluß das Tempo über 3000m nicht mehr mitgehen konnte und achter in 8.25.14 min wurde.
Hallmann hatte aber schwerpunktmäßig keine Hallensaison absolviert und betrachtete eine Woche vor der Deutschen Cross in Löningen den Wettkampf als schnelle Tempoeinheit.
In einer Woche werden die Karten dann neu gemischt und er wird einige Gegner vom Samstag wiedersehen.
Insgesamt kann man mit dem kompletten Medaillensatz (Gold, Silber und Bronze) und neun Finalplätzen sehr zufrieden sein.