DM Tag 2: Hering, Potye & Trost gewinnen kompletten Medaillensatz für die LG Stadtwerke München

Christina Hering, Tobias Potye und Katharina Trost haben bei den 120. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Braunschweig am Sonntag je eine Gold-, Silber- und Bronzemedaille gewonnen. Damit brachte der zweite Wettkampftag bei hochsommerlichen Temperaturen der LG Stadtwerke München die erhofften Erfolge. Über beide Wettkampftage hinweg erreichten neun der zwölf gestarteten Leichtathletinnen und Leichtathleten aus der bayerischen Landeshauptstadt eine Platzierung unter den besten Acht ihrer Disziplin.

Christina Hering (l.) läuft vorneweg, Katharina Trost und Majtie Kolberg führen über weite Strecken die Verfolgergruppe an, Foto: Theo Kiefner

„Nur der Titel zählt“, hatte Hering vor der Meisterschaft als Motto ausgegeben und in dieser Manier ist sie auch gelaufen. Nach der ersten Kurve setzte sie sich offensiv an die Spitze des Feldes und lief vorneweg. Nach flotter 400-Meter-Durchgangszeit von 59,38 Sekunden musste Hering dann einige Angriffe ihrer Kontrahentinnen abwehren, bevor sie als Erste auf die Zielgeraden einbog. Ihren sechsten Freiluft-Titel auf den zwei Stadionrunden, den nunmehr fünften in Serie, ließ sich die spurtstarke 25-jährige freilich nicht mehr nehmen und gewann in 2:01,62 Minuten (Video). Mit insgesamt elf Hallen- und Freilufttiteln auf dieser Strecke ist Hering national gesehen mit Abstand die erfolgreichste Mittelstrecklerin seit der Wiedervereinigung. „Ich bin froh, dass ich mit dieser Zeit ins Ziel gekommen bin. Es waren harte Bedingungen. Ich freue mich riesig über den fünften Titel in Folge. Ich sehe das als Belohnung für acht harte Wochen, in denen wir alleine trainieren mussten“, so Hering.

Bronze gewann nach Silber im Vorjahr ihre Trainingspartnerin Katharina Trost (2:02,27 Minuten), die ein schwieriges Rennen bestreiten und auf der Zielgeraden noch die stark aufkommende Tanja Spill (2:02,07 Minuten, LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) vorbeiziehen lassen musste. „Ich konnte einfach nicht mein Rennen laufen. Der Verlauf hat mich stark an Nürnberg 2018 erinnert als ich Vierte geworden bin. Dementsprechend bin ich nicht zufrieden. Zu alledem hat mir die Hitze wirklich zu schaffen gemacht“, erklärte Trost. Die angehende Grundschullehrerin lässt ihre Enttäuschung nicht lange auf sich sitzen. Bereits am Dienstag, 11. August, bestreitet sie im finnischen Turku im Rahmen eines hochklassigen Meetings des Weltleichtathletikverbandes ein weiteres 800-Meter-Rennen.

Die dritte Münchnerin im achtköpfigen Finalfeld, Jana Reinert, musste nach 600 Meter mit Hüftproblemen aussteigen.

Tobias Potye von der LG Stadtwerke München
Trotz Silbermedaille im Gepäck trat Tobias Potye die Rückreise nach München am Montag spürbar angefressen an, Foto: Theo Kiefner

Im Hochsprung der Männer konnte der bayerische Rekordhalter in Reihen der LG SWM, Tobias Potye, seinen Erfolg aus dem Jahr 2018 wiederholen und die deutsche Vizemeisterschaft gewinnen. Zufrieden war der Münchner mit seiner Leistung aber keineswegs. Dabei nahm er seine Einstiegshöhe von 2,10 Meter ebenso im Erstversuch wie die darauffolgenden 2,15 und 2,20 Meter. Was von außen betrachtet äußerst souverän wirkte, beschrieb Potye nach dem Wettkampf so: „Ich war vor dem Wettkampf im ‚Richtig- Bock-Modus‘ und wirklich heiß. Der Startsprung war dann sehr holprig und für mich folgte eine längere Pause, da alle zwölf Teilnehmer über diese Höhe wollten. Mein Sprung über 2,15 Meter war dann richtig stark. Es war der zweite Sprung in diesem Sommer, den ich voll erwischt habe. Der Sprung über 2,20 Meter glich dann wieder dem ersten Sprung.“ Da der Titelverteidiger und spätere Deutsche Meister Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen) bis zu dieser Höhe zwei Versuche mehr benötigte, lag Potye in Führung. Als nächstes wurden 2,23 Meter aufgelegt und damit ein Zentimeter mehr als Potyes bisherige Saisonbestleistung. Eine Höhe die sich 2,27-Meter-Springer Potye selbst, aber auch sein Trainer Sebastian Kneifel allemal zutrauten. Doch während Przybylko die 2,23 Meter im ersten Anlauf meistere, biss sich Potye daran die Zähne aus. „Die Höhe war zwar da, aber ich war beim Absprung entweder zu weit weg oder schon unter der Latte. Da das Feld zu diesem Zeitpunkt auf nur noch drei Springer geschrumpft war, hatte ich für meine Versuche zudem nur wenige Minuten, konnte also kaum Anpassungen vornehmen. Insgesamt fehlen mir durch meine lange Verletzungspause einfach noch eine Menge Sprünge“, resümierte Potye, für den es bei den 2,20 Metern blieb. Przybylko hingegen unterstrich seine Vorrangsstellung im deutschen Hochsprung, indem er zum Abschluss auch die 2,28 Meter überfloppte. Potyes nächster Wettkampfstopp ist bereits am kommenden Sonntag – ausgerechnet an Przybylkos Wirkungsstätte in Leverkusen.

Ebenfalls im Hochsprung war mit Lucas Mihota noch ein zweiter Münchner am Start. Der mehrfache deutsche Jugend- und Juniorenmeister plagte sich in den vergangenen Wochen wiederholt mit Fußproblemen und konnte bisher sein Potenzial nicht abrufen. Folglich blieb der 21-jährige auch in Braunschweig hinter seinen Möglichkeiten zurück, konnte jedoch mit übersprungenen 2,10 Metern, die ihm Rang sechs bescherten, immerhin eine neue Saisonbestleistung aufstellen.

Die Wurffraktion der LG SWM vertraten in Braunschweig bei Temperaturen von teilweise mehr als 35 Grad Celsius Jonas Bonewit und Martin Knauer. Aufgrund des Startverzichts einiger deutscher Top-Speerwerfer genügte am Sonntag bereits eine Weite von 70,84 Meter für den Bronzerang. Der Thüringer Maurice Voigt (LG Ohra Energie) war es, der diese seltene Gelegenheit nutzte. Bonewit reihte sich als bester Bayer mit 69,56 Metern auf Rang fünf der Speerwurf-Konkurrenz, die Johannes Vetter (LG Offenburg), Weltmeister von 2017, mit einem Wurf auf 87,36 Meter haushoch dominierte. Knauer, dessen DM-Start erst vor wenigen Tagen möglich wurde, erreichte dank seiner 17,11 Metern aus dem zweiten Durchgang den Endkampf und schlussendlich Rang sieben. Wie Bonewit war auch Knauer bester bayerischer Teilnehmer seiner Konkurrenz. Den Kugelstoß der Männer gewann erwartungsgemäß der zweifache Weltmeister David Storl (SC DHfK Leipzig e.V.) mit 20,17 Metern.

Alle Ergebnisse der 120. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften gibt es hier.

Beitragsbild: Theo Kiefner