Dem Wetter Getrotzt: Ludwig-Jall-Sportfest ein voller Erfolg

Das Lob kam aus berufenem Munde. Sowohl Münchens dritte Bürgermeisterin Verena Dietl als auch Stadträtin Gabriele Neff, die sportpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, zeigten sich bei ihrem Besuch des Ludwig-Jall-Sportfestes im altehrwürdigen Dantestadion beeindruckt von dem Organisationstalent, dass der gastgebende PSV und die LG Stadtwerke München da so an den Tag legte. Der ebenfalls anwesende Grünen-Stadtrat Florian Schönemann, ein früherer Mittelstreckenläufer, konnte da ebenfalls nur zustimmen. Die Zuschauerränge waren gut gefüllt, die Leistungen der knapp 400 Aktiven konnten sich durch die Bank sehen lassen.

Nur an einer Tatsache konnten die Veranstalter des PSV München und der LG Stadtwerke München nichts ändern: pünktlich zum Beginn des Hauptprogramms öffnete Peterus seine Schleusen und die Temperaturen ließen eh von Beginn an eher an Frühling als an Sommermomente denken.

Sogar eine Olympia-Medaillengewinnerin machte mit: Sprinterin Alexandra Burghardt, die vergangenen Februar im Zweierbob von Mariama Jamanka Silber gewonnen, nun aber ihre Karriere im Eiskanal abgeschlossen hat, ging über 100-Meter an den Startblock. Ihren Vorlauf absolvierte sie locker-lässig in 11,58 Sekunden. Im Finale – dieses Mal in langer Wettkampfhose – blieben die Uhren bei 11,38 Sekunden stehen, womit Burghardt die deutsche Jahresbestleistung egalisierte. Zahlreiche jugendliche Autogrammjägerinnen und – jäger erwarteten sie bereits im Zielbereich.

Sehen lassen konnten sich die 10,42 Sekunden des Jamicanders Oshane Bailey im 100-Meterendlauf der Männer, zumal der Mann aus der Karibik nicht unbedingt einstellige Temperaturen gewohnt ist.

In der Fraktion Wurf stach das Kugelstoßen der Männer heraus: Simon Baier (VfL Sindelfingen) stieß die 7,26-Kilogramm-Kugel auf 20,37 Meter heraus, was in dieser Freiluftsaison zuvor kein DLV-Athlet geschafft hatte. Auch Christian Zimmermann vom Kirchheimer SC übertraf mit 20,07 Metern die immer noch magische 20-Meter-Marke.

In den Sprungdisziplinen stachen die überfloppten 1,80 Meter der erst 16-jährigen ukrainischen Hochspringerin Maryna Kovtunova hervor, die sich damit für die U-18-Weltmeisterschaft qualifizierte. Bei den Männern überquerte Hochspringer Jonas Wagner (Dresdner SC) als Sieger 2,15 Meter. Lokalmatador Tobias Potye von der LG SWM beobachtete diesen Wettkampf aufmerksam. Liebend gerne wäre er, zumal er wenige Tage zuvor in Aschheim 2,25 Meter gemeistert hatte, selbst an den Start gegangen. „Doch ich habe leichte Fußbeschwerden und wollte kein Risiko eingehen“, sagte er.

Die LG Stadtwerke München hatte etliche seiner Topasse im Dantestadion gemeldet. Die beiden Olympionikinnen Christina Hering und Katharina Trost – beide Mittelstrecklerinnen – starteten beispielsweise jeweils auf den für sie ungewohnten 400-Meterrn. Hering überzeugte mit der Tagesbestzeit von 53,58 Sekunden. Die 55,70 Sekunden von Trost werden hingegen in keiner Bestenliste auftauchen, da sie den Wettkampf mit einem nicht regelkonformen Hochstart eröffnete.

National hoch einzustufen sind auch die Zeiten der LG-SWM-Sprintstaffeln der Männer und Frauen, obwohl beide Quartette kurzfristig personelle Veränderungen vornehmen mussten. Bei den Frauen hatte sich Tina Benzinger im Einzelrennen leicht verletzt, für sie musste die gelernte Speerwerferin Sabrina Reusch einspringen. Dennoch gingen für Viola John, Marina Scherzl, Reusch und Schlußläuferin Hannah Fleischmann bärenstarke 46,40 Sekunden in die Wertung ein.

Bei den Männern fiel kurzfristig Florian Knerlein aus. Paul Walschburger, Dreispringer und seit letztem Winter wie Burghardt für den Anschub eines Bobs verantwortlich, sprang in die Bresche und benötigte als Schlussläufer zusammen mit Samuel Werdecker, Yannick Wolf und Vincente Graiani für die Bahnumrundung gerade mal 41,44 Sekunden.

Werdecker hatte zu diesem Zeitpunkt schon einen 400-Meterlauf in den Beinen, den er in 47,51 Sekunden und als Gesamtdritter damit so schnell wie seit Jahren nicht mehr absolvierte. Graiani war mit 47,73 Sekunden als Vierter des Gesamtklassements nur unwesentlich langsamer. Die Tagesbestzeit kam vom Ukrainer Danylo Danylenko (46,91 Sekunden).

Nicht untergehen soll stellvertrend für die jüngeren LG-SWM-Talente auch ein Ergebnis aus der Langstreckenszene: U18-Sportler Alexander Kaempf unterbot mit 9:01,09 Minuten die DM-Norm über 3000-Meter.

 

Foto: Theo Kiefner