Weitspringer Yannick Wolf von der LG Stadtwerke München hat bei der B&S Kurpfalz Gala light am Samstag in Weinheim für eine riesige Überraschung gesorgt. Auf der 100-Meter-Sprintbahn steigerte sich der 20-jährige im Vorlauf zunächst auf 10,34 Sekunden, im Finale dann sogar auf 10,27 Sekunden. Eine Zeit, die seit 2012 kein Athlet eines bayerischen Vereins mehr erreicht hat. Der letzte Bayer, der schneller als Wolf sprintete, war – ebenfalls im Trikot der LG SWM – im Jahr 2011 der 200-Meter-Halleneuropameister von 2005 und mehrfache Deutsche Meister Tobias Unger mit 10,24 Sekunden.
Mit seinen 10,58 Sekunden und Platz vier bei den Deutschen Jugendmeisterschaften des Vorjahres in Ulm hatte Wolf, der am selben Tag die Silbermedaille im Weitsprung gewann, erstmals im Sprint von sich reden gemacht. Exakt diese Zeit wiederholte der Münchner dann bei der Regensburger Laufnacht am 25. Juli dieses Jahres – wohlgemerkt bei 1,1 Meter pro Sekunde Gegenwind. Im Rahmen der Sparkassen-Gala am Folgetag steigerte er sich dann deutlich auf 10,47 Sekunden (Wind: +0,7 Meter/Sekunde). Dass er nun eine Woche später nochmal glatte zwei Zehntelsekunden auf diese Zeit draufpackt, gleicht einer Leistungsexplosion. Lediglich zwei Hundertstelsekunden fehlten ihm noch zum bayerischen Juniorenrekord von 1980.
„Ich bin davon ausgegangen, dass ich eine 30er-Zeit laufen kann, wenn mehr oder weniger alles passt. Die 10,34 Sekunden im Vorlauf mit nur 0,4 Wind waren schon echt gut. Dann folgte ja die Unterbrechnung für den Weitsprungwettbewerb. Vor dem Finale hatte ich dann leichte Probleme am rechten Hüftheber, der gezogen hat. Zudem wäre ich lieber irgendwo in der Mitte gelaufen und nicht auf Bahn acht. Ich bin davon ausgegangen, dass die Finalzeit langsamer wird und habe gehofft, dass ich mich nicht verletze. Die 10,27 Sekunden haben mich dann selbst sehr überrascht. Da hat das Technische hintenraus, das Laufen, sehr sehr gut geklappt. Das ist gerade noch ziemlich unreal, aber ich freue mich natürlich mega. Mal schauen, wo die Reise noch hingeht“, so Wolf nach seiner Rückkehr nach München.
Großen Anteil an seiner Leistungssteigerung auf der Sprintbahn schreibt er auch Patrick Saile zu. Seit letztem Herbst trainert Wolf neben dem Weitsprung einige Einheiten zusätzlich beim Teamleiter Sprint des Bayerischen Leichtathletik-Verbands mit. Im stark besetzten A-Finale von Weinheim lief Wolf auf Rang zwei (Video). Schneller war einzig Deniz Almas (VfL Wolfsburg), der in deutscher Jahresbestzeit von 10,08 Sekunden ins Ziel stürmte und somit Topfavorit für den deutschen Meistertitel ist.
Zwischen Vorlauf und Finale ging Wolf, der der Spitzensportfördergruppe der Bayerischen Polizei angehört, zusätzlich im Weitsprung an den Start, was für beide Wettbewerbe nicht ganz optimal ist. 7,47 Meter (Wind: +0,7 Meter pro Sekunde) erzielte er dort – ein Saisonbestwert und Rang 13 in der aktuellen deutschen Bestenliste. Bereits seit mehreren Jahren kämpfen Wolf und sein Weitsprung-Trainer Richard Kick mit technischen Problemen. Während Wolf Jahr für Jahr an Speed zulegt, gelingt es nicht, die Geschwindigkeit auch in größere Weiten umzusetzen: „Mit einer Verbesserung der Technik traue ich mir durchaus Weiten um acht Meter zu“, so Wolf. Dass das Erfolgsgespann in der Vorbereitung coronabedingt acht Wochen ohne jedes Techniktraining auskommen musste, hat zur Folge, dass man den eigenen Ansprüchen weiter hinterherläuft.
Um einen DM-Start am 8./9. August in Braunschweig bangt Wolf, der in Weinheim die fünfschnellste deutsche Sprintzeit dieses Jahres erreicht hat, indes weiter. Da seine neue Sprintbestzeit jedoch vier Tage nach Meldeschluss erzielt wurde, wird sie für die DM-Qualifikation nicht herangezogen. Als 25. des derzeitigen Qualifikationsrankings stehen die Chancen dennoch nicht schlecht, noch ins Feld der besten 24 aufzurücken. Der Deutsche Leichtathletik-Verband möchte am Montag die Teilnehmerfelder bekanntgeben.
Eine vollständige Ergebnisliste gibt es hier.
Beitragsbild: Iris Hensel