Insgesamt 17 Jugendliche der LG Stadtwerke München nahmen von Freitag bis Sonntag (4. – 6. September) an den Wettbewerben der diesjährigen Deutschen Jugendmeisterschaften in Heilbronn teil. Deren Ausbeute von vier Silber- und zwei Bronzemedaillen sowie sechs weiterer Finalplatzierungen mit etlichen Bestleistungen über mehrere Disziplinblöcke kann sich durchaus sehen lassen. Die Podestplatzierungen verteilen sich jeweils zur Hälfte auf die Altersstufen U20 und U18. Allein drei der Medaillengewinner entstammen der Wurftrainingsgruppe von Andreas Bücheler.
Die Vorjahresbilanz der LG SWM bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Ulm mit fünf Titeln, drei Silbermedaillen und viermal Bronze, gleichbedeutend mit dem bislang besten Ergebnis der Vereinsgeschichte bei dieser Meisterschaft, konnte in diesem besonderen Jahr freilich nicht erreicht werden. Aufgrund der Corona-Pandemie standen im stark betroffenen Bayern von März bis Mai keinerlei Trainingsmöglichkeiten auf Leichtathletikanlagen zur Verfügung. Infolgedessen und aufgrund von Verletzungen fehlten mit Fabian Olbert, dem Jahresbesten und Topfavoriten über 100 Meter der U20, Florian Knerlein, der sich 2019 allein zwei Einzelmedaillen sicherte, und Vincente Graiani wertvolle Leistungsträger. Es ist vor allem dem großen Engagement und Improvisationsgeschick der Münchner Trainerinnen und Trainer zu verdanken, dass die LG SWM in diesem Jahr im Heilbronner Frankenstadion überhaupt derart stark vertreten war.
In der Altersklasse der unter 20-jährigen gab es Podestplätze für zwei junge Herren und eine junge Dame. Tina Benzinger sprintete auf der blauen Heilbronner Bahn zu ihrem bislang größten Erfolg. Die Abiturientin beendete das 100-Meter-Finale als Dritte in 11,82 Sekunden (Wind +0,2 m/s), nachdem sie bereits bei ihrem Halbfinalsieg in 11,97 Sekunden flott unterwegs gewesen war und nichts anbrennen ließ. Den Titel holte Lilly Kaden (FC Schalke 04) in starken 11,32 Sekunden. Fast wäre für Benzinger sogar noch eine zweite Medaille herausgesprungen: Am Abschlusstag landete die von Jonas Wahler trainierte Athletin über 200 Meter in starken 24,32 Sekunden auf dem undankbaren vierten Platz.
Im männlichen U20-Bereich war es wieder einmal die Münchner Wurffraktion, die die Kastanien aus dem Feuer holte. Dafür verantwortlich war zum einen Kugelstoßer Joel Akue. Der Deutsche Hallenmeister dieses Jahres hatte zwar nur die fünftbeste Freiluft-Vorleistung aufzuweisen, bewies dann aber zum wiederholten Male, dass er in wichtigen Wettkämpfen besondere Kräfte freisetzen kann. Trotz einiger technischer Probleme gelang Akue im vierten Durchgang ein Stoß auf 18,38 Meter. So weit hatte er in diesem Sommer noch nicht gestoßen. Seine Leistung konnte in Heilbronn einzig Eric Maihöfer (LG Staufen/20,17 Meter) übertreffen. Somit freute sich Akue über die gewonnene Vizemeisterschaft.
Mit Bronze im Gepäck durfte Diskuswerfer Alexander Schaller die Heimreise antreten, dessen weitester Versuch von 55,85 Meter einzig von Matteo Maulana (LAC Erdgas Chemnitz/58,28 Meter) und Magnus Zimmermann (SV Halle/56,23 Meter) getoppt wurde. Schaller, der in Kürze seinen 18. Geburtstag feiert, hatte komfortable zwei Meter Vorsprung zum Viertplatzierten und wird im kommenden ein weiteres Mal in der U20-Konkurrenz starten.
In der weiblichen U18 zählte Viola John (Beitragsbild) aufgrund ihrer Vorleistung über 100-Meter-Hürden zum engsten Kreis der Favoritinnen – und wurde dieser Rolle auch gerecht. In einem hochdramatischen Finale lieferte sich die in der Vorbereitung durch eine Beugerverletzung beeinträchtigte Münchnerin einen packenden Zweikampf mit ihrer bayerischen Dauerrivalin Naomi Krebs (LG Bamberg) und kam lediglich zwei Hundertstelsekunden hinter der Oberfränkin ins Ziel. John, die von Michael Ehrenreich angeleitet wird, gelang beim Gewinn der Silbermedaille zudem eine neue persönliche Bestzeit von 13,67 Sekunden. Am letzten Wettkampftag trat die 17-jährige dann noch auf ihrer zweiten Paradestrecke, den 100 Metern, an, wo sie mit ihrem Meldewert von 11,82 Sekunden ebenfalls zu den Medaillenanwärterinnen gehörte. Doch im Halbfinale fand John nach verhaltenem Start nicht richtig ins Laufen. Sie wurde zwar Zweite ihres Laufs, da jedoch nur die vier Halbfinalsiegerinnen direkt in den Endlauf einzogen, musste sie bei vier Rennen mit Winden von +1,1 bis -0,7 Meter pro Sekunde auf die Zeit und ein kleines „q“ hoffen. Vergebens. Ihre 12,20 Sekunden bei 0,4 Meter pro Sekunde Gegenwind reichten nicht fürs Finale, in welchem Bronze mit 11,86 Sekunden wegging.
Deutsche Vizemeisterin darf sich seit dem vergangenen Wochenende auch Stabhochspringerin Lena Zintl dank eines Satzes über 3,95 Meter nennen. Diese Höhe meisterte die von ihrem Vater Bernhard Zintl betreute LG-SWM-Athletin ebenso auf Anhieb wie die 3,85 Meter. Einzig bei 3,70 Meter benötigte Zintl zwei Anläufe. Es siegte Janne Ohrt (MTSV Hohenwestedt) mit überquerten vier Metern.
In der männlichen U18 fiel der erwartete Zweikampf zwischen Steven Richter (LV 90 Erzgebirge) und dem Münchner Dominik Idzan leider klarer aus als erhofft. Richter legte im ersten Durchgang bereits 20,55 Meter vor, denen dann fünf ungültige Versuch folgten. Idzan konnte leider nicht kontern, sein weitester Stoß landete bei 19,73 Metern, was aber ungefährdet Rang zwei absicherte.
Finn Hösch legte in Heilbronn ein starkes Hindernisrennen hin und steigerte seine Bestzeit aus diesem Sommer als Fünfter um weitere fünf Sekunden, Foto: Claus Habermann Mit Rang fünf über 200 Meter sowie zwei persönlichen Bestleistungen auf beiden Sprintstrecken präsentierte sich Jakob Matauschek pünktlich zum Saisonhöhepunkt stark, Foto: Claus Habermann
Auf Rang fünf der Konkurrenz über 2000-Meter-Hindernis der U18 reihte sich Finn Hösch mit einer Zeit von 6:12,02 Minuten ein. Der junge Münchner Langstreckler verbesserte damit seinen Hausrekord um gute fünf Sekunden.
Fünfter wurde auch Jakob Matauschek über 200 Meter der U20, der mit 21,76 Sekunden im Finale seine im Halbfinale aufgestellte persönliche Bestzeit von 21,90 Sekunden nochmalig pulverisierte. Matauschek lieferte auch über 100 Meter eine sehr gute Vorstellung ab, wurde am Ende ebenfalls mit neuer persönlicher Bestleistung von 10,93 Sekunden Zehnter.
Gleich zweimal erreichten LG-SWM-Aktive Rang sieben: Zum einen war dies U20-Kugelstoßerin Cassandra Bailey mit einer konstanten Serie, deren bester Versuch mit 12,66 Metern vermessen wurde. Zum anderen durfte sich U18-Dreispringer Sebastian Kottmann über Rang sieben freuen, der mit 13,86 Metern sehr nahe an seine persönliche Bestleistung heran kam.
Seinen Startblock in einem U18-Finale über 100 Meter aufstellen durfte weiterhin Kurzsprinter Eddie Reddemann, der mit 10,96 Sekunden dort Achter wurde und sich im Halbfinale über zuvor nie erreichte 10,94 Sekunden freuen durfte. Über die doppelte Distanz erreichte Reddemann in 22,52 Sekunden Rang neun und verpasste das Finale somit denkbar knapp.
Pechvogel aus Münchner Sicht war zweifelsohne Alessandro Rastelli, der über 200 Meter der U18 im Halbfinale gleichauf mit dem Hessen Philipp Hennemuth (beide 22,24 Sekunden) lag. Eine um zwei Tausendstelsekunden schnellere Zeit wurde Hennemuth schließlich attestiert, womit Rastelli, dessen Saisoneinstieg verletzungsbedingt erst sehr spät erfolgte, das Finale als Neuntplatzierter hauchdünn verpasste.
U20-Dreispringer Jannis Leisching belegte mit 13,46 Metern Rang elf. Mikosch Dahmen klassierte sich im Kugelstoßen der U18 mit 14,99 Metern als Gesamtzwölfter. Die nervliche Anspannung verspürte Anna Hilgenberg bei ihrer DM-Premiere. Sie schaffte im U18-Diskuswurf am Ende nur einen gültigen Versuch, der mit 34,63 Metern etwa acht Meter unterhalb ihrer Bestleistung lag und nur für Rang 13 ausreichte. Rosalie Hausdorf hatte sich in der U18 für die 1500 Meter qualifiziert und kam als 15. im Gesamtklassement mit 4:55,55 Minuten nahe an ihre Bestzeit heran. Ein wenig unglücklich verlaufen ist der Stabhochsprung-Wettkampf der U20 für Julia Zintl, die bereits bei ihrer Einstiegshöhe einen „Salto nullo“ hinlegte, womit ihr zum Höhepunkt des Sommers keine Trendwende zum bisherigen Saisonverlauf gelang.
Eine 46-seitige Ergebnisliste der Deutschen Jugendmeisterschaften 2020 gibt es hier.
Beitragsbild: Claus Habermann