Vier Titel, Silber und Bronze – LG Stadtwerke München mit Rekordbilanz bei Deutschen Meisterschaften in Nürnberg

Christina Hering von der LG Stadtwerke München
Titelverteidigung, dritter Freiluft-Titel in Serie und der vierte insgesamt: Christina Hering bleibt national das Maß der Dinge auf der 800-Meter-Strecke, Foto: Theo Kiefner

Die Reise ins Nürnberger Max-Morlock-Stadion zu den Deutschen Meisterschaften der Männer und Frauen hat sich fürs letztendlich aus gut zwei Dutzend Aktiven bestehende Aufgebot der LG Stadtwerke München wirklich gelohnt. Mit insgesamt vier Titeln, einem zweiten und einem dritten Rang war die Münchner Leichtathletik-Gemeinschaft an diesem Wochenende so erfolgreich wie noch nie und stellte zudem erneut die mit Abstand erfolgreichste Abordnung des Freistaats. Christina Hering (800 Meter) und Johannes Trefz (400 Meter) gelingt nach ihren Meisterschaften in den Jahren 2016 und 2017 jeweils ein Titel-Hattrick, Johannes Bichler (Hammerwurf) hingegen stand zum allerersten Mal ganz oben auf dem Siegertreppchen. Die vierte Deutsche Meisterschaft holte nach 2012, 2014 und 2016 die 4×400-Meter-Staffel mit Benedikt Wiesend, Tobias Giehl, Arne Leppelsack und abermals Trefz in die Landeshauptstadt. Eine bärenstarke Vorstellung bot auch Tobias Potye (Hochsprung), der die Silbermedaille gewann und nun endgültig mit einer EM-Nominierung rechnen darf. Über Bronze freute sich wie im Vorjahr Mareen Kalis (800 Meter), die mit diesem Erfolg die bayerische Dominanz auf der 800-Meter-Strecke abrundete.

Johannes Bichler von der LG Stadtwerke München
Nach einem Vorkampf zum Vergessen steigert sich Johannes Bichler in Durchgang fünf auf 71,67 Meter und wird Deutscher Meister

Den Auftakt am Sonntag, dem Tag zahlreicher Entscheidungen, machte Hammerwerfer Johannes Bichler, der bei Deutschen Meisterschaften der vergangenen Jahre schon Silber und Bronze gewann. Doch der in Vollzeit berufstätige Bauingenieur erwischte einen äußerst zähen Start in den Wettbewerb. Mit nur einem gültigen Versuch und einer Weite von 66,00 Metern sicherte sich der 28-Jährige nach dem Vorkampf zwar drei weitere Versuche, wirkte jedoch alles andere als zuversichtlich, nachdem er als Jahresbester mit hohen Erwartungen angereist war. Im vierten Durchgang schob er sich dann mit einer deutlichen Steigerung auf 70,41 Meter auf Rang zwei vor und lieferte sich fortan ein bayerisches Duell mit Tristan Schwandke (TV Hindelang), der den besten Wettkampf seiner Karriere ablieferte. Mit dem fünften Versuch auf 71,67 Meter – nur drei Zentimeter unter seiner persönlichen Bestleistung aus dem Vorjahr und neue deutsche Jahresbestleistung – übernahm Bichler dann die Führung, die ihm Schwandke, trotz eines neuen Hausrekords von 70,88 Meter, nicht mehr entreißen konnte (Video). „Im Vorkampf habe ich schon gedacht, es wird wieder so ein zweiter, dritter, vierter Rang. Ich wollte endlich mal Deutscher Meister werden, daher ist dieser Titel für mich sehr wichtig“, so Bichler. Teamkollege Simon Lang (64,27 Meter) wurde im dritten Saisonwettkampf nach zweijähriger Verletzungspause Sechster.

Johannes Trefz von der LG Stadtwerke München
Three in a row – Johannes Trefz dominiert seit 2016 die 400-Meter-Strecke

Seinen bereits dritten Titel in Folge gewann 400-Meter-Ass Johannes Trefz. Der Münchner wurde in einem packenden Endlauf seiner Favoritenstellung gerecht und verbesserte sich in einem Rennen mit sieben persönlichen Bestzeiten selbst um sechs Hundertstelsekunden auf nun 45,70 Sekunden – es war der schnellste DM-Endlauf der letzten zehn Jahre (Video). Insgesamt vier Finalteilnehmer blieben unter der 46-Sekunden-Marke (= EM-Norm), drei davon zum ersten Mal überhaupt. Auch deshalb musste der 26-jährige Schützling von Peter Rabenseifner und Korbinian Mayr bis zum letzten Meter kämpfen, um die Konkurrenten um den Zweitplatzierten Patrick Schneider (45,82 Sekunden, LAC Quelle Fürth) in Schach zu halten. „Ich wusste, dass Patrick (Schneider, dt. Vizemeister, die Red.) richtig Druck machen wird und ich alles geben muss. Dass eine neue Bestzeit rausgekommen ist – megageil! Seit drei Jahren bin ich nun der Gejagte. In Berlin halte ich eine Steigerung auf 45,5 Sekunden für durchaus realistisch. Und wir haben eine tolle Staffel, die durchaus um die Medaillen mitlaufen kann. Wir sind alle noch jung“, so Trefz nach dem Wettkampf.

4x400-Meter-Staffel der Männer von der LG Stadtwerke München
Die 4×400-Meter-Staffel der LG SWM mit Tobias Giehl, Arne Leppelsack, Benedikt Wiesend und Johannes Trefz (v.l.n.r) ist erneut Deutscher Meister

Trefz, Tobias Giehl, Arne Leppelsack und Startläufer Benedikt Wiesend legten wenig später noch in der 4×400-Meter-Staffel nach. Gerade mal 3:08,99 Minuten benötigte das Quartett im abschließenden Wettkampf der diesjährigen nationalen Titelkämpfe für seine vier Bahnumrundungen (Video). Angedeutet hatte sich der mögliche Titelgewinn nachdem der 19-jährige Arne Leppelsack als dritter Läufer das Staffelholz mit auf die Reise nahm und für Schlussläufer Johannes Trefz ein komfortables Polster herausgelaufen hatte. Dieser vollendete die rundherum gelungene Teamleistung in Meistermanier. Der Vorsprung auf die zweitplatzierte Staffel des VfL Sindelfingen betrug am Ende gute drei Sekunden. Für die LG SWM ist es nach 2012, 2014 und 2016 bereits der vierte Titelgewinn mit der männlichen Langstaffel.

4x400-Meter-Staffel der Frauen von der LG Stadtwerke München
Eine Stunde nach dem 800-Meter-Endlauf ging das erfolgreiche Quartett der LG SWM in der 4×400-Meter-Staffel an den Start und belegte Rang fünf

Für das achtköpfige 800-Meter-Endlauffeld der Frauen hatten sich mit Christine Gess, Christina Hering, Mareen Kalis und Katharina Trost gleich vier LG-SWM-Athletinnen qualifiziert – Corinne Kohlmann von der LG Karlstadt-Gambach-Lohr war gar die fünfte Bayerin im deutschen Finale. Und es ging um viel. Neben Christina Hering, die bereits vorab für die Europameisterschaften in Berlin nominiert war, war noch ein zweiter Startplatz zu vergeben. Um diesen bewarb sich unter anderem Sarah Schmidt (TSV Bayer 04 Leverkusen), die sich nach 300 Metern an die Spitze setzte. Hering folgte der zweitschnellsten Deutschen des Jahres und attackierte sie schließlich eingangs der Zielgeraden mit ihren langen Schritten. Erfolgreich! Mit einer Topzeit von 2:01,56 Minuten gewann die 23-Jährige Münchnerin ihren dritten 800-Meter-Titel in Serie, der ihr insgesamt vierter auf dieser Strecke ist (Video): „Ich bin stolz auf meinen vierten Titel, weil ich ja noch gar nicht so alt bin. Es war klar, dass es ein schnelles Rennen werden wird, aber ich habe auf meine schnelle Zielgerade vertraut.“ Ebenfalls eine starke Zielgerade absolvierte Trainingspartnerin Mareen Kalis (2:03,53 Minuten), die mit neuer persönlicher Bestzeit hinter Sarah Schmidt (2:02,89 Minuten) Dritte wurde, obwohl sie heuer im Training studienbedingt deutlich kürzer treten musste. „Die ersten 200 Meter waren richtig schnell. Dann wollte ich mich vor der ersten Kurve vorne mit einordnen, bin aber abgedrängt worden. Trotzdem: Mit dem Resultat bin ich megaglücklich“, so die 21-Jährige. Katharina Trost (2:03,80 Minuten), die bedauerlicherweise im Feld feststeckte als vorne die Post abging, belegte Rang vier und lag damit einen Rang vor Christine Gess (2:05,28 Minuten). Drei der vier 800-Meter-Starterinnen der LG SWM laufen in der 3×800-Meter-Staffel am kommenden Wochenende in Rostock um eine weitere DM-Medaille.

Tobias Potye von der LG Stadtwerke München
Strahlender Zweiter: Hochspringer Tobias Potye

Silbernen Glanz hat die Medaille von Hochspringer Tobias Potye. Es ist die erste Freiluft-Medaille des 23-Jährigen bei den Männern. Bis zu einer Höhe von 2,22 Meter blieb Potye am Sonntagnachmittag fehlerlos. Auch die nötige Höhe zum Überqueren von 2,25 Meter hatte der gebürtige Münchner, riss sie jedoch – besonders im zweiten Versuch – nur hauchdünn mit der Wade. „Der zweite Platz ist super. Ich wäre allerdings gerne noch ein bisschen höher gesprungen, doch mein linker Oberschenkel hat auf einmal zugemacht“, so Potye. Überragend präsentierte sich Mateusz Przybylko vom TSV Bayer 04 Leverkusen, der mit neuer Saisonbestleistung von 2,31 Meter seine deutsche Spitzenstellung bekräftigte (Video). Potye dürfte Przybylko bei der EM in Berlin wiedersehen. Mit zweifach übersprungener Normhöhe und dem zweiten Platz bei den Deutschen Meisterschaften sollte Potye, neben den bereits nominierten Christina Hering und Johannes Trefz, der Dritte EM-Teilnehmer aus München werden. Der Deutsche Leichtathletik-Verband wird sein EM-Aufgebot am Mittwoch bekanntgegeben.

Clemens Bleistein von der LG Stadtwerke München
Clemens Bleistein in der Spitzengruppe des 5000-Meter-Feldes

Eine Medaille hatte sich auch Clemens Bleistein über 5000 Meter vorgenommen. In einem taktisch geprägten Rennen, in dem Bleistein sich über weite Strecken für das Tempp verantwortlich zeigte, waren schließlich sechs Läufer in einen packenden Schlussspurt involviert, die im Ziel gerade mal eineinhalb Sekunden auseinander lagen (Video). Bleistein kam beim Sieg von Sebastian Hendel (14:16,54 Minuten, LG Vogtland) als Vierter nach 14,17,53 Minuten über die Ziellinie. 13:40,95 Minuten hatte der 27-Jährige in diesem Jahr schon aufgelegt, wobei er lediglich 95 Hundertstelsekunden unterhalb der EM-Norm blieb.

 

Tobias Giehl von der LG Stadtwerke München
Das hatte er sich anders vorgestellt: Der vierfache deutsche Vizemeister Tobias Giehl verpasst die Medaillenränge als Vierter knapp

Als Viertplatzierter knapp am Podestplatz vorbeigeschlittert ist weiterhin 400-Meter-Hürden-Sprinter Tobias Giehl (51,48 Sekunden), der nach einem Handbruch vor zehn Tagen mit anschließender Operation mit einer Schiene laufen musste. Unmittelbar hinter Giehl ins Ziel gekommen ist mit neuer Saisonbestleistung von 51,86 Sekunden Trainingspartner Michael Adolf.

Am Start war in Nürnberg auch eine Frauenstaffel über 4×400-Meter, in der Trainer Daniel Stoll sämtliche 800-Meter-Endlaufteilnehmerinnen laufen ließ. Die zeigten sich nicht mal eine Stunde nach ihren Einzelrennen – nicht zuletzt dank LG-SWM-Physiotherapeutin Daniela Schmid – gut erholt und wurden in 3:39,62 Minuten Fünfte.

David Kirch von der LG Stadtwerke München
Mit 15,60 Metern sprang David Kirch im Bereich seiner Bestweite

Nicht ganz zufrieden war LG-SWM-Dreisprungtrainer Richard Kick mit dem Abschneiden seiner Schützlinge. David Kirch (15,60 Meter) erreichte als Siebter immerhin noch den Endkampf. Paul Walschburger (15,17 Meter) scheiterte als Neunter hingegen schon im Vorkampf mit der neuntbesten Weite, was ärgerlich ist, da er seiner Saisonbestleistung von 15,95 Meter einen Podestplatz erreicht hätte.

Auch Speerwerfer Jonas Bonewit musste bereits nach dem Vorkampf zusammenpacken. Mit nur einem gültigen Versuch und einer Weite von 64,97 Meter belegte der 22-Jährige Münchner Rang zehn. Für Bonewit lief der Sommer gänzlich anders als erwartet, denn nach einer hervorragenden Saisonvorbereitung wurde er gleich beim Saisonauftakt im Mai von einer Fußverletzung gestoppt, die zu einer längeren Wettkampfpause zwang.

Bereits am Freitag waren Selina Dantzler und Valentin Döbler beim ausgelagerten Kugelstoß-Wettbewerb am Nürnberger Hauptmarkt aktiv. Beide bleiben dabei hinter ihren Möglichkeiten zurück und wurden mit 15,04 Meter beziehungsweise 17,44 Meter jeweils Zwölfte. Dieselbe Platzierung erreichte auch die zweite Münchner Langsprintstaffel mit Michael Adolf, Vincent Schwenk, Cornelius Rüth und Adrian König-Rannenberg mit einer Zeit von 3:19,34 Minuten. Im Diskuswurf der Männer belegte Lukas Koller mit 53,39 Meter Rang 13. Nach einem Crash mit der ersten Hürde blieb Mehrkämpferin Julia Schneider bei ihrem ersten DM-Einzelstart mit einer Zeit von 14,69 Sekunden nur Rang 19. Kurz darauf belegte Schneider als Startläuferin der 4×100-Meter-Staffel mit Lisa Gnam und den Mehrkämpferinnen Carlotta Schraub und Jana Rieger in 48,54 Sekunden Rang 27. 110-Meter-Hürdensprinter Sebastian Barth, der nach einer Verletzungspause wieder an den Start gehen wollte, musste nach dem Aufwärmen verletzungsbedingt passen.

Eine vollständige Ergebnisliste der 118. Deutschen Meisterschaften finden Sie hier.

Alle Fotos: Theo Kiefner