Über Nürnberg nach Berlin: Etliche Münchner wollen letzte Chance nutzen

Tobias Potye von der LG Stadtwerke München
Tobias Potye liefert die beste Saison seiner Karriere ab und will dies auch in Nürnberg fortsetzen

Mit großen Hoffnungen, berechtigten Medaillenchancen und durchaus selbstbewusst reisen am kommenden Wochenende zahleiche LG-Stadtwerke-Leichtathleten zu den Deutschen Meisterschaften nach Nürnberg. 20 der 30 Münchner Teilnehmer gehen in der Männer-Konkurrenz an den Start, davon wollen einige die letzte Gelegenheit für eine Qualifikation zu den Europameisterschaften im August nutzen.

Das Triple, sprich seinen dritten Titel in Serie, will sich Johannes Trefz über 400 Meter erkämpfen. Der von Peter Rabenseifner gecoachte Zweimetermann sich mit einer Zeit von 45,76 Sekunden als einziger DLV-Athlet bereits für die EM qualifiziert und will dennoch, wie Rabenseifner es ausdrückt, im Max-Morlock-Stadion „voll angreifen“. Teamkollege Benedikt Wiesend, Fünfter des Vorjahres über die Stadionrunde, will durch einen couragierten Auftritt eventuell noch den Sprung in die deutsche 4×400-Meter-EM-Staffel schaffen.

Apropos Langsprint-Staffel: Hier hat Rabenseifner in Nürnberg die Qual der Wahl: In Trefz, Wiesend, Tobias Giehl, Michael Adolf und U20-Athlet Arne Leppelsack hat er in seiner LG-SWM-Trainingsgruppe gleich fünf Topathleten zur Verfügung und damit ein Luxusproblem. „Wir können aus dem Vollen schöpfen“, erklärt der Trainer, „es geht in Topbesetzung ganz klar um den Titel“. Aufgestellt wird das Quartett vor Ort.

Liebend gerne würde auch Tobias Giehl noch auf den EM-Zug aufspringen. Der 400-Meter-Hürdensprinter hat in Nürnberg die letzte Chance seine Saisonbestleistung noch um 88 Hundertstelsekunden zu verbessern, konnte jedoch nach einer Operation aufgrund eines nach einem Trainingssturz in der Vorwoche erlittenen Handbruchs zum Leidwesen Rabenseifners diese Woche nicht optimal trainieren. Michael Adolf will Giehl zumindest in den Endlauf folgen.

Clemens Bleistein von der LG Stadtwerke München
Bereits bei der Hallen-DM sicherte sich Clemens Bleitein die Silbermedaille über die längste Distanz

Langstreckenläufer Clemens Bleistein hat im 5000-Meter-Rennen starke Konkurrenz wie etwa den bereits für Berlin nominierten Richard Ringer aus Friedrichshafen. Doch auch Bleistein, Achter der diesjährigen Hallen-WM über 3000 Meter, kämpft noch um eine EM-Teilnahme und ist zuversichtlich, dass er sich gegen die starke Konkurrenz behaupten kann. Mit Nürnberg verbindet der 27-Jährige gute Erinnerungen, nachdem er 2015 an selber Stelle Silber über 5000 Meter gewann.

Und es gibt einen weiteren LG-SWM-Aktiven mit berechtigten Berlin-Ambitionen: Hochspringer Tobias Potye absolviert heuer die beste Saison seiner Karriere. In sieben Wettkämpfen überquerte er Höhen von 2,20 und mehr, seine Bestleistung steht nun bei 2,27 Meter. Die EM-Qualifikationshöhe von 2,26 Metern hat der 23-Jährige bereits zwei Mal übersprungen. Ein guter Wettkampf jetzt in Nürnberg und der Schützling von Sebastian Kneifel und Manfred Knopp darf im August auch in der Bundeshauptstadt antreten. Auf den geplanten Start in der Männer-Konkurrenz verzichten muss U20-Hochspringer Lucas Mihota, den leichte Fußprobleme ausbremsen.

Johannes Bichler von der LG Stadtwerke München
Johannes Bichler im Nürnberger Wurfkäfig im Jahr 2015

Hammerwerfer Johannes Bichler, der bei Titelkämpfen der vergangenen Jahre schon zweite, dritte und vierte Plätze belegt hat, hat heuer als einziger DLV-Athlet die 70-Meter-Marke übertroffen und ist daher erstmals in der Favoritenrolle. Die Chancen des LG-SWM-Athleten sind noch einmal gestiegen, nachdem Vorjahressieger Alexander Ziegler mittlerweise seine Karriere beendet hat. Bichler geht davon aus, dass am Sonntag noch weitere Hammerwerfer in der Lage sein werden, 70 Meter und weiter zu werfen, und dass dabei auch die Tagesform eine wichtige Rolle spielt, jedoch ist der 28-Jährige entschlossen, „das Heimspiel zu nutzen, um den Titel zu gewinnen“. Am Start ist in Nürnberg auch ein zweiter Münchner Hammerwerfer: der frühere Deutsche Juniorenmeister Simon Lang bestreitet nach langer Verletzungspause erst seinen zweiten Wettkampf innerhalb der letzten beiden Jahre, hat aber berechtigte Chancen aufs Erreichen des Endkampfs.

Im Dreisprung greifen mit David Kirch, Bronzemedaillengewinner der diesjährigen Deutschen Hallenmeisterschaften, und Paul Walschburger gleich zwei Münchner ins Geschehen ein, die zur nationalen Top8 gehören und im Idealfall auch um eine Medaille mitspringen können.

Finalteilnahme lautet die Zielvorgabe für Speerwerfer Jonas Bonewit, der aufgrund einer Fußverletzung in diesem Sommer erst zwei Wettkämpfe bestreiten konnte, dabei jedoch schon 75,14 Meter aufgelegt hat – derzeit Rang sieben der deutschen Bestenliste. Kugelstoßer Valentin Döbler bekommt es am Freitag auf dem Nürnberger Hauptmarkt mit einem starken Teilnehmerfeld zu tun. Gut möglich, dass er für die Endkampfteilnahme 19 Meter übertreffen müsste. Seine Saisonbestleistung deutlich steigern müsste auch Diskuswerfer Lukas Koller, um weitere Versuche zu bekommen. Ins Finale sehnt sich auch 110-Meter-Hürdensprinter Sebastian Barth, der aus einer vierwöchigen Verletzungspause zurückkehrt und im Vorjahr Rang sechs belegt hat.

Am Freitag gibt es von 18 bis 21 Uhr einen ARD-Livestream von den Kugelstoßwettbewerben am Hauptmarkt. Am Samstag berichtet die ARD in der Sportschau von den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften, am Sonntag sendet das ZDF von ca. 17:30 – 18:50 Uhr ein Sportextra aus Nürnberg.

Hier geht es zu Teilnehmerliste und Zeitplan. Diese und weitere Informationen zu den diesjährigen Deutschen Meisterschaften versammelt der Deutsche Leichtathletik-Verband hier.

Alle Fotos: Theo Kiefner