Kurzsprinter räumen bei U23-DM drei Medaillen ab – Dantzler meldet sich zurück

Ohne Titel zwar, aber mit insgesamt vier Medaillen kehrten zehn Leichtathletinnen und Leichtathleten der LG Stadtwerke München von den diesjährigen Deutschen U23-Meisterschaften in Koblenz zurück. Drei der vier Medaillen, eine silberne und zwei bronzene, gehen auf das Konto der Kurzsprinter Florian Knerlein, Fabian Olbert (beide 100 Meter) und Yannick Wolf (200 Meter). Einen dritten Platz im Stadion Oberwerth eroberte zudem Kugelstoßerin Selina Dantzler. Zum guten Abschneiden an den beiden Wettkampftagen 26. und 27. Juni gehören auch drei vierte Plätze. Mehrere Münchnerinnen und Münchner dürfen dank ihrer Leistungen nun auf einen Startplatz bei den U23-Europameisterschaften vom 8. bis 11. Juli in Tallinn (Estland) hoffen.

Begonnen hat das Meisterschaftswochenende aus Münchner Sicht ganz und gar unerfreulich. Lediglich zehn von möglichen 24 Sprintern hatten sich am Samstagnachmittag zu den 100-Meter-Halbfinals eingefunden. Nach den Absagen dreier hochgehandelter Athleten, die sich offenbar ihrer Olympiavorbereitung widmen wollten, war Yannick Wolf als Viertschnellster der Meldeliste plötzlich zum Topfavoriten aufgestiegen. Nach einem ersten Fehlstart erhielten alle fünf Halbfinalisten eine weitere Chance. Doch der Start misslang erneut und diesmal war es ausgerechnet Wolf, der die rote Karte gezeigt bekam. Bitter für den Münchner. Unter Vorbehalt startend gewann er in der Folge zwar noch seinen Lauf, doch die Disqualifikation blieb bestehen.

Besser machten es im zweiten Halbfinale Fabian Olbert und Florian Knerlein. Olbert sicherte sich als Zweiter in 10,43 Sekunden den direkten Finaleinzug. Mit Saisonbestleistung von 10,62 Sekunden lief U20-Sprinter Knerlein als Vierter über den Zielstrich und qualifizierte sich über die Zeit für den Endlauf am Abend. Dieser brachte eine faustdicke Überraschung mit sich: Bei ordentlichem Gegenwind von 1,3 Metern pro Sekunde stürmte Florian Knerlein auf Bahn eins mit neuer persönlicher Bestzeit von 10,55 Sekunden als Zweiter hinter Joshua Hartmann (ASV Köln/10,41 Sekunden) ins Ziel (Beitragsbild, Video). Wer hätte damit gerechnet? Bis zu drei Jahre Altersunterschied hatte der 19-jährige als Jüngster im Finale zu seinen Konkurrenten. Mit 10,70 Sekunden hatte er sich mit einer Punktlandung überhaupt erst für die Meisterschaft qualifiziert. Und das nach einer längeren Durststrecke. Bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Ulm 2019 avancierte er mit drei Titelgewinnen noch zum erfolgreichsten Teilnehmer. 2020 musste er dann bereits im Winter Verletzungsproblemen nachgeben und blieb folglich auch bei seinem Wiedereinstieg im Sommer deutlich unter seiner bisherigen Bestzeit von 10,58 Sekunden, woraufhin er auf die DM verzichtete. Mit diesem Coup in Koblenz nun hat sich Knerlein eindrucksvoll zurückgemeldet. Fast schon nebenbei hat er auch die Mindestanforderung von 10,60 Sekunden für die U20-Europameisterschaften in Tallinn (Estland) vom 15. bis 18. Juli unterboten. Bei der BAUHAUS-Junioren-Gala in Mannheim am kommenden Wochenende wird final über die Startplätze entschieden.

Etwas bangen um seine Medaille musste Fabian Olbert. Der bayerische U20-Rekordhalter wurde zunächst eine Hundertstelsekunde langsamer als Knerlein und wenige Tausendstel schneller als Luka Herden (LG Brillux Münster) gestoppt. Nach einem Protest der Münsteraner wurde das Ergebnis korrigiert und Olbert war kurzzeitig Vierter, bevor das Kampfgericht schließlich einen geteilten dritten Platz auswertete.

Frisch frisiert hätte sich Yannick Wolf gerne auf beiden Kurzsprintdistanzen unter den Top3 eingereiht, doch ein Fehlstart über 100 Meter verhinderte dies, Foto: Theo Kiefner

Auch Yannick Wolf kam in Koblenz noch zu seinem Erfolgserlebnis: Im 200-Meter-Wettbewerb am Sonntag gewann er mit Bestzeit von 21,42 Sekunden zuerst sein Halbfinale, um dann im Endlauf nochmals eine Zehntelsekunde schneller als Dritter hinter Luis Brandner (Top Team Thüringen/21,15 Sekunden) und Milo Skupin-Alfa (LG Offenburg/21,25 Sekunden) ins Ziel zu kommen. Der Erfolg ist insofern beachtlich, als dass der 21-jährige „gelernte“ Weitspringer die 200 Meter unter freiem Himmel bislang in seiner Karriere keine fünf Mal im Wettkampf gelaufen.

Mit im Vorfeld mehrfach erfolgter EM-Normerfüllung (16 Meter) und Platz drei in Koblenz darf sich Selina Dantzler, U18-Weltmeisterin von 2017 und U20-Vierte von 2018, Hoffnungen auf einen weiteren internationalen Start machen, Foto: Theo Kiefner


Ebenfalls über einen Bronzeplatz freuen durfte sich Selina Dantzler, die erst wenige Tage zuvor aus ihrem Studienort Miami (USA) über den großen Teich in die Heimat zurückgeflogen war. Dantzlers weitester Versuch in der Kugelstoß-Konkurrenz landete bei 15,87 Metern und damit einen knappen halben Meter hinter dem Silberrang. Nachdem Dantzler im Vorjahr coronabedingt quasi keine Wettkämpfe bestreiten konnte, wirkte es fast wie ein Comeback, sie nach ihren zahlreichen DM-Titeln in der Jugend wieder unter den besten ihres Alters zu sehen.

Die Entscheidung zuungunsten einer DM-Bronzemedaille fiel für Elisabeth Hafenrichter im letzten Durchgang als sie den Versuch einer Kontrahentin nicht mehr kontern konnte, Foto: Theo Kiefner


Die LG SWM erreichte zudem drei vierte Ränge. Einen davon gab es für Speerwerferin Elisabeth Hafenrichter, deren weitester Wurf bei 50,83 Metern endete. Bis zum letzten Durchgang hatte sie auf dem Bronzerang gelegen, bevor Lea Wipper (SC DHfK Leipzig e.V.) mit einem Wurf auf 53,90 Meter an ihr vorbeizog. Wäre Hafenrichters Speer an diesem Nachmittag nur 39 Zentimeter weitergeflogen, hätte sie die Weite der drittplatzierten Jana Lowka (Eintracht Frankfurt) egalisiert.

Auch im Speerwurf der Junioren landete ein Münchner Vertreter auf dem vierten Rang: Linus Limmer haderte ausgerechnet bei diesem Höhepunkt mit seiner Technik und kam somit nur auf 66,97 Meter. 72,14 Meter hatte er in diesem Sommer bereits angeboten und bringt auch die physischen Voraussetzungen mit, um auch in Richtung der EM-Norm von 76 Metern zu werfen. Die nächste Chance dazu erhält er bereits am Dienstag, 29. Juni, in Luzern.

Mit einer konstanten Serie von fünf Stößen über die 16-Meter-Marke überzeugte Dominik Idzan als mit Abstand jüngster Teilnehmer im Feld, Foto: Theo Kiefner


Ohne Zweifel sehr gut verkauft hat sich mit einem vierten Rang und einer Weite von 16,42 Meter Kugelstoßer Dominik Idzan. In seinem erst zweiten Wettkampf mit der 7,26-Kilogramm-Männerkugel erzielte Idzan, der als Jahrgang 2003 dem jüngeren U20-Jahrgang angehört, gegen teilweise vier Jahre ältere Konkurrenz eine beeindruckende persönliche Bestleistung.  

Über Rang fünf freuen durfte sich Diskuswerfer Alexander Schaller, der mit 51,04 Metern das Männergerät so weit wie noch nie in seiner Karriere herausjagte. Auch hier ist gehöriges Potenzial für die nächsten Jahre vorhanden, da er als Jahrgang 2002 heuer noch in der U20 starten darf.

Tina Benzinger (l.) bot im 100-Meter-Vorlauf gegen die starke Dortmunderin Lilly Kaden sowie am gesamten DM-Wochenende starke Leistungen an, Foto: Theo Kiefner


Sprinterin Tina Benzinger mischte sowohl über 100 Meter (11,83 Sekunden/Platz fünf) als auch über 200 Meter (24,49 Sekunden/Rang sechs) weit vorne mit. Lediglich im 100-Meter-Halbfinale blies ihr der Wind nicht entgegen und so lief sie mit 11,66 Sekunden knapp an ihre Bestzeit heran.

Stabhochspringerin Lena Zintl (Jahrgang 2003) wurde Siebte und hatte es mit teilweise deutlich älterer Konkurrenz zu tun. Eine neue Saisonbestleistung von 3,80 Meter stand am Ende für sie zu Buche. Diese überquerte sie wie ihre Anfangshöhe von 3,70 Meter auf Anhieb, ehe sich 3,90 Meter für Zintl, die gerade erst ihre Abiturprüfungen hinter sich gebracht hat, an diesem Tag noch als zu hoch erwiesen.

In der laufenden Woche wird der DLV aller Voraussicht nach sein Aufgebot für die U23-Europameisterschaften in Tallinn bekanntgeben.

Eine vollständige Ergebnisliste finden Sie hier.

Beitragsbild: Theo Kiefner