Mit Tim geht einer der ganz Großen

Stabhochspringer  Tim Lobinger, der von 2007 bis 2010 für die LG Stadtwerke München gestartet, ist am Mittwoch, 16. Februar, im Alter von 50-Jahren  in der Bayerischen Landeshauptstadt an einem Krebsleiden verstorben. „Die ehemalige Stabhochsprung-Legende ist in engem Kreise friedlich eingeschlafen, er hat den Kampf nicht verloren, sondern auf seine Weise gewonnen“, schrieb seine Familie in einem Nachruf.

Bei Lobinger war 2017 ein Multiples Myelom entdeckt worden. Nach mehreren Chemotherapien und einer Stammzellentransplantation war der Krebs kurzzeitig verschwunden, ehe er sich 2022 in einer aggressiveren Variante zurückmeldete.

Der 1,93 Meter große Lobinger, der 2011 vom Deutschen Leichtathletik-Verband mit dem Rudolf-Harbig-Preis ausgezeichnet wurde, war 1997 in Köln der erste deutsche Stabhochspringer, der die bis heute magische Sechs-Meter-Marke überquerte. Seine größten internationalen Erfolge feierte er unterm Hallendach wie etwa den WM-Titel 2003 oder den Sieg bei der Hallen-EM im Jahre 1998. Unter freiem Himmel griff er 2006 WM-Bronze ab.

Lobingers Ära in München verschaffte der Disziplin Stabhochsprung in der Landeshauptstadt einige Aufmerksamkeit. So bewunderten ihn und Kollegen wie Malte Mohr und Fabian Schulze – beide ebenfalls Mitglieder der LG Stadtwerke München und Besitzer mehrerer deutscher Meistertitel – beispielsweise mehrere Hundert Zuschauer, als es auf dem Odeonsplatz  beim „Jump and Fly“ auf Höhenjagd ging.

Lobinger war aber auch ein Mann der Basis und sich nie zu schade, beim Training in der Linde-Halle Jugendlichen und Schülern beim Erlernen dieser technisch doch sehr schwierigen Disziplin Hilfestellung zu geben. „Das ist selbstverständlich“, sagte er zum Schreiber dieser Zeilen mal in einem Gespräch, „ich komme aus einer Leichtathletik-Familie, in der beide Elternteile selbst Funktionäre an der Basis waren. Bei uns war die Leichtathletik von morgens bis abends ein Thema“.

Lobinger galt als meinungsstark und ging Diskussionen mit Funktionären selten aus dem Weg, was ihm in der Boulevard-Presse den Beinamen „Tim Tobinger“ einbrachte.  

Lobinger war dreifacher Vater und durfte – obwohl gesundheitlich bereits schwer angeschlagen –  2022 seine Tochter Fee voller Stolz zum Traualtar führen und anschließend sogar noch kurzzeitig in die Rolle des Großvaters schlüpfen. Sein erstgeborener Sohn Lex-Tyger hat ebenfalls leistungssportliche Ambitionen, steht beim Fußball-Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern unter Vertrag. Es machte ihn weiterhin sehr stolz, vor gar nicht allzu langer Zeit seinen weiteren Sohn Okkert am ersten Schultag in der Rolle des A-B-C-Schützen  beobachten zu können.

Foto: Theo Kiefner