Ein Dutzend Aktive der LG Stadtwerke München bei Deutscher Meisterschaft in Braunschweig am Start

Mit insgesamt einem Dutzend Athletinnen und Athleten ist die LG Stadtwerke München am kommenden Wochenende bei den 120. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Braunschweig in neun verschiedenen Wettbewerben vertreten. Zu den Münchner Teilnehmerinnen und Teilnehmern gehören unter anderem die 800-Meter-Läuferinnen Christina Hering und Katharina Trost, Laura Gröll und Tobias Potye im Hochsprung sowie Hammerwerfer Johannes Bichler – sie alle haben bei vergangenen deutschen Meisterschaften der Aktivenklasse bereits auf dem Siegerpodest gestanden. Infolge der Corona-Pandemie finden die diesjährigen Titelkämpfe vor leeren Rängen statt. Umso wichtiger ist es, dass ARD und ZDF an beiden Tagen live im TV aus dem Eintracht-Stadion berichten werden.

Lange Zeit war nicht sicher, ob die ursprünglich für Anfang Juni angesetzte Freiluft-DM in diesem Jahr überhaupt noch zur Auftragung kommt. Ein internationaler Höhepunkt nach dem anderen wurde abgesagt. Coronabedingt verzögerte sich der Wettkampfbetrieb, der normalerweise Anfang Mai Fahrt aufnimmt, um mehrere Wochen. Erst ab Mitte Juni füllte sich der Wettkampfkalender zusehends. Folglich kam es den bis dahin vielfach ziellosen Aktiven sehr gelegen, dass der Deutsche Leichtathletik-Verband dank eines ausgeklügelten Schutz- und Hygienekonzepts die behördliche Genehmigung für die Ausrichtung der DM erhielt – wenngleich ohne Zuschauer, mit zunächst weniger Disziplinen (Staffelwettbewerbe fehlen im Programm) und mit einer Obergrenze an sich gleichzeitig im Stadion befindenden für Personen. Bis zu 999 dürfen es bei jeder der vier Sessions sein. Auch der Qualifikationsmodus musste in der Folge angepasst werden. An die Stelle von Normen rückten kontingentierte Teilnehmerfelder in die man entweder mit Freiluftleistung des Vorjahres oder mit Ergebnissen aus diesem Sommer – beides wurde gleich gewichtet – vorrücken konnte. Trotz Startmöglichkeit laut Qualifikationsrangliste müssen mit Selina Dantzler, Lisa Petkov (beide zum Studium in den USA), Fabian Olbert und Paul Walschburger (beide verletzungsbedingt) vier Münchner auf die Meisterschaft verzichten. Ohnehin hatte es für die Leichtathletinnen und Leichtathleten aus der bayerischen Landeshauptstadt lange Zeit so ausgesehen als würde der Wettkampfsommer für sie gänzlichen entfallen. Im Unterschied zu den meisten Leistungsstützpunkten der Republik war in München ab Mitte März für die Dauer von acht Wochen keinerlei Training auf Leichtathletikanlagen möglich, worunter insbesondere die technischen Disziplinen erheblich litten. Dass nun dennoch zwölf Aktive der LG SWM nach Braunschweig reisen werden, ist bereits ein großer Erfolg.

Als bekannt wurde, dass es in diesem Jahr noch einen nationalen Saisonhöhepunkt gaben würde, bestand kaum Zweifel daran, dass drei junge Damen aus München über 800 Meter mit von der Partie sein werden. Christina Hering (25), fünffache nationale Titelträgerin im Freien über diese Strecke – darunter eine beeindruckende Serie zwischen 2016 und 2019 – führt als Jahresbeste das Teilnehmerfeld an. Sie bekommt es bei ihrem Versuch der Titelverteidigung allen voran mit ihrer Trainingspartnerin Katharina Trost (25), im Vorjahr Zweite und 2019 Deutsche Hallenmeisterin, zu tun, die die Reihenfolge an der Spitze liebend gerne umdrehen möchte. Trost belegt in der Jahresbestenliste 2020 Platz zwei, befindet sich also in Lauerstellung. In Braunschweig treffen Hering und Trost aller Voraussicht nach spätestens am Sonntagabend zum ersten Mal in diesem Sommer aufeinander, sollten dabei aber unbedingt auch Majtie Kohlberg (SB 2:02,58 Minuten, LG Kreis Ahrweiler) im Blick behalten. Jana Reinert (22), die seit dieser Saison das schwarze LG-SWM-Trikot trägt, komplettiert das Münchner Trio. Sie hat nach Meinung ihres Trainerteams, in diesem Sommer noch in keinem Wettkampf zeigen können, auf welchem Niveau sie in München trainiert. Gelingt ihr dies in Braunschweig, ist ihr ebenfalls eine Topplatzierung zuzutrauen.

Laura Gröll von der LG Stadtwerke München
Trotz lückenhafter Vorbereitung „kommen die Routinen langsam wieder“, bemerkt Laura Gröll vor der DM in Braunschweig, Foto: Michael Wilms

Auch im Frauen-Hochsprung am Samstag kann sich die LG Stadtwerke München Hoffnungen auf eine vordere Platzierung machen. Laura Gröll (22), Bronzemedaillengewinnerin der DM 2017, hat heuer bereits in der Halle die ganze Szene überrascht, als sie mit 1,86 Metern Deutsche Meisterin wurde. Unter freiem Himmel stehen heuer bislang zwar „nur“ 1,81 Meter zu Buche, doch die Konkurrentinnen auf den Rängen zwei bis acht trennen bei Höhen von 1,80 bis 1,83 Meter gerade drei Zentimeter. Einzig die Wattenscheiderin Christina Honsel hat mit überfloppten 1,90 Metern eine deutlich bessere Vorleistung anzubieten.

Tobias Potye von der LG Stadtwerke München
So fokussiert wie bei dem Gewinn der DM-Silbermedaille in Nürnberg im Jahr 2018 ist Tobias Potye nach überstandener Verletzungspause auch diesmal wieder, Foto: Sebastian Roth

Hoch hinaus soll es am Sonntag im Hochsprung auch für Tobias Potye (25) gehen. Der deutsche Vizemeister von 2018 und Vizehallenmeister dieses Jahres hat sich in diesem Sommer unter freiem Himmel bereits über 2,22 Meter geschwungen. Damit liegt der Münchner höhengleich mit Europameister Mateusz Przybylko, mit dem er es im Eintracht-Stadion unter anderem zu tun bekommen wird, an der Spitze der deutschen Jahresbestenliste. Er gehört also zum Favoritenkreis für diese DM. Eine gänzlich andere Ausgangsposition hat vor dem Hochsprung-Wettkampf Lucas Mihota (21). Der mehrfache deutsche Jugend- und Juniorenmeister laboriert seit dem letzten Sommer an einer Fußverletzung, die ihn auch in der Vorbereitung auf die Deutsche Meisterschaft wieder plagte. Dennoch möchte er an den Start gehen und sein Bestes geben.

Johannes Bichler von der LG Stadtwerke München
Mit seiner bisherigen DM-Ausbeute von einmal Gold, einmal Silber und dreimal Bronze zählt Hammerwerfer Johannes Bichler auch in diesem Jahr wieder zum Favoritenkreis, Foto: Theo Kiefner

Eine Medaille im Visier hat auch Hammerwerfer Johannes Bichler (30). Der Deutsche Meister von 2018 ist Vierter der Jahresbestenliste, hatte aber in der bisherigen „late season“ kaum Wettkampfmöglichkeiten in dieser ohnehin selten angebotenen Disziplin. Der Routinier wird am Samstag um 11 Uhr der Erste sein, der für die LG SWM in die diesjährigen Wettbewerbe einsteigt.

Yannick Wolf von der LG Stadtwerke München
Weitspringer Yannick Wolf möchte auch in der deutschen Männersprint-Spitze Fuß fassen und kann dies gleich am Samstag unterstreichen, Foto: Theo Kiefner

Maximal lange zitterte Yannick Wolf (20) um einen DM-Startplatz. Das hatte auch damit zu tun, dass Wolf sich in zwei Disziplinen für eine Teilnahme empfahl. In seiner Hauptdisziplin, dem Weitsprung, wurden elf Springer für die DM zugelassen. Dass davon lediglich zwei mit Leistungen aus diesem Sommer auffielen, zeigt, wie schwierig in diesem Jahr die Vorbereitung für die technischen Disziplinen war. Mit seiner Saisonbestleistung von 7,47 Meter zählt Wolf nicht zu den Qualifikanten. Verschmerzen kann er dies auch deshalb, weil ihm über 100 Meter ein enormer Leistungssprung gelang. Bis auf 10,27 Sekunden, also um etwas mehr als drei Zehntelsekunden, steigerte er sich gegenüber dem Vorjahr. Damit ist er vor Braunschweig der fünftschnellste Deutsche dieses Jahres. Da der Münchner bis zum Meldeschluss „nur“ auf 10,47 Sekunden gekommen war, gehörte er noch nicht zum 25-köpfigen Teilnehmerfeld mit Qualifikanten auf 2019 und 2020. Erst als am letzten Montag aktualisierte Teilnehmerlisten erschienen, konnte Wolf sicher planen. Möglicherweise geht es für das Mitglied der Spitzensportfördergruppe der Bayerischen Polizei dabei nicht nur ums Dabeisein. Mit etwas Glück kann für Wolf auch der Einzug ins 100-Meter-Finale am Samstagabend ein Thema werden.

Paulina Huber von der LG Stadtwerke München
Der Trend der letzten Wochen spricht dafür, dass Hürdensprinterin Paulina Huber (r.) in Braunschweig ums Finale mitläuft, Foto: Theo Kiefner

Ebenfalls am Montag ist Paulina Huber noch ins 16-köpfige Teilnehmerinnenfeld über 100-Meter-Hürden gerutscht. Ihre dafür ausschlaggebende Meldeleistung von 13,69 Sekunden hat die 22-jährige in der Vorwoche in Andorf noch auf 13,63 Sekunden verbessert. Das bestätigt den positiven Trend der letzten Wochen, der die Deutsche Jugendmeisterin von 2016 unter die derzeit besten acht deutschen Hürdensprinterinnen getragen hat. Ein Einzug ins Hürdenfinale am Samstag ist also durchaus realistisch.

Jonas Bonewit von der LG Stadtwerke München
2015, 2016, 2017 und 2019 erreichte Jonas Bonewit in der starken nationalen Speerwurf-Konkurrenz jeweils den 7. Platz, Foto: Iris Hensel

Unter den besten Acht der Republik einreihen will sich zum wiederholten Male auch Speerwerfer Jonas Bonewit (25). Mit seinen Mitte Juli in Erding erzielten 71,47 Metern ist er Sechster der Jahresbestenliste 2020. U23-Speerwerferin Elisabeth Hafenrichter (20) möchte den Vergleich mit dem Frauenfeld in Braunschweig nutzen, um wertvolle Erfahrung zu sammeln. Der vierte Münchner Teilnehmer im Disziplinblock ist Kugelstoßer Martin Knauer (22). Eigentlich sollte Knauer Anfang August sein Studium in den USA fortsetzen. Doch nachdem der Semesterbeginn kurzfristig abgesagt wurde, entschied er von seinem Startrecht für das Wochenende Gebrauch zu machen.

Am Samstag, 8. August, berichtet die ARD von 17:10 bis 19:55 Uhr live im Hauptprogramm und im Livestream von den Titelkämpfen. Das ZDF sendet am Sonntag, 9. August, von 17:10 bis 18:55 Uhr die finalen Entscheidungen in Braunschweig im TV und im Livestream. Einen Live-Ticker des Deutschen Leichtathletik-Verbandes sowie Live-Ergebnisse gibt es hier. Eine umfassende Informationsseite des DLV zur Meisterschaft mit Teilnehmerlisten und Zeitplan finden Sie hier.

Beitragsbild: Theo Kiefner