DM Tag 1: Bichler schrammt an Bronze vorbei, Wolf sprintet ins Finale

Der erste Wettkampftag der diesjährigen Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften der Männer und Frauen in Braunschweig endete für die LG Stadtwerke München ohne Medaille. Hammerwerfer Johannes Bichler und Hochspringerin Laura Gröll kamen als Viert- bzw. Fünftplatzierte am nähesten an das Podest heran. Weitspringer Yannick Wolf verkaufte sich bei seiner DM-Premiere im Männersprint teuer. Er kämpfte sich ins Finale und dort auf einen hervorragenden 7. Platz.

Johannes Bichler erwischte im Hammerwurf, der Auftaktdisziplin dieser DM, einen denkbar guten Start. Mit neuer Saisonbestweite von 66,36 Metern im ersten Versuch reihte sich der 30-jährige weit oben im Klassement ein und konnte von Beginn an sicher mit sechs Versuchen planen. Im zweiten Durchgang bestätigte der Deutsche Meister von 2018 mit einer Weite von 66,25 Meter, dass er gemessen an den wenigen Wettkampfmöglichkeiten im Vorfeld, gut vorbereitet ist. Es folgten, weiterhin auf dem Bronzerang liegend, zwei ungültige Würfe, bei denen Bichler sichtbar mehr wagte. Im fünften Durchgang war es Fabio Hessling (LAC Saarlouis), der sich mit neuer persönlicher Bestweite von 67,05 Metern auf Rang drei vorschob. Hesslings Weite konnte Bichler nicht mehr kontern. Eine Neuauflage des bayerischen Podestes aus dem Vorjahr in Berlin blieb somit aus. Dabei waren die ersten beiden Ränge bereits fest in bayerischer Hand: Titelverteidiger Tristan Schwandke (70,85 Meter, TV Hindelang) wurde seiner Favoritenrolle gerecht und gewann vor dem aufstrebenden 18-jährigen Merlin Hummel (69,53 Meter, UAC Kulmbach). Bichler blieb wie bereits 2015 und 2016 nur Rang vier.

„Am Anfang lief alles gut. Die ersten beiden Würfe waren sichere und recht lockere Würfe, die sich gut angefühlt haben. Anschließend wollte ich noch etwas mehr Power reinlegten, wobei ich offenbar verkrampft bin, denn ich wurde in den Armen kurz. Ich hatte mir 68 Meter und Bronze als Ziel gesetzt. In der Vergangenheit hatte ich oft das Quäntchen Glück, das mir heute gefehlt hat“, resümierte Bichler.

Laura Gröll von der LG Stadtwerke München
Hätte, wäre, wenn… – mit ihrer diesjährigen Hallenbestleistung von 1,86 Meter wäre Laura Gröll auch in Braunschweig aufs Podest gesprungen, Foto: Theo Kiefner

Bis spät in den Abend hinein versuchte Hochspringerin Laura Gröll ihr Abschneiden im Eintracht-Stadion zu verstehen. „Das Aufwärmen und Einspringen waren wirklich super. Auch der Auftakt am Freitag. Ich musste mich zurückhalten, um nicht zu viel zu machen. Das ist ja eigentlich ein sehr gutes Zeichen. Und dann, als der Wettkampf begann, war komplett die Luft raus und ich hatte einfach keinen Spaß, weils unglaublich schwer für mich war, mich zu konzentrieren. Mit der Hitze kam ich eigentlich ganz gut zurecht, bis ich gemerkt habe, dass ab 1,81 Meter meine Beine mega schwer sind und sich platt angefühlt haben. Das hatte ich bisher noch nie in einem Wettkampf“, so Gröll, die extra schon am Donnerstag ins Niedersächsische gereist war. Die Anfangshöhe von 1,70 Metern meisterte die amtierende Deutsche Hallenmeisterin am Samstagnachmittag auf Anhieb. Bei 1,75 Metern benötigte sie dann schon drei Anläufe, um die 1,78 Meter wieder souverän im Erstversuch zu überqueren. Bei 1,81 Meter, ihrer bisherigen Bestleistung in diesem Sommer, folgte dann eine weitere Zitterpartie. Erst im letzten Versuch gelang es ihr, diese Höhe zu überfloppen. Die nächste Höhe, die schon für Bronze hätte ausreichen können, erwies sich für Gröll an diesem Tag als zu hoch. Und so musste sich die 22-jährige beim Sieg der Wattenscheiderin Christin Honsel (1,90 Meter) schließlich mit Rang fünf begnügen. Da kommt es für die Münchnerin doch sehr gelegen, dass sich am nächsten Dienstag, 11. August, bei einem Meeting aus der Tourreihe des Weltleichtathletikverbandes im finnischen Turku bereits die nächste Gelegenheit bietet, zu zeigen, was tatsächlich in ihr steckt.

Trotz erreichter Zielstellung war Yannick Wolf mit seiner DM-Premiere im 100-Meter-Sprint der Männer nicht ganz zufrieden. Dabei stand vor einer Woche nicht einmal fest, ob der 20-jährige überhaupt einen der 25 Startplätze für den 100-Meter-Wettbewerb in Braunschweig erhalten würde. Eine Woche zu spät steigerte er in Weinheim seine DM-Meldeleistung von 10,47 Sekunden um zwei Zehntel auf rasante 10,27 Sekunden. Am Montag erfolgte dann die Zusage und Wolf rückte auf den drittletzten Rang der Qualifikationsliste. Doch Wolfs Ambitionen lagen deutlich höher und das zeigte er auch: Mit 10,43 Sekunden (Wind: -0,1) im Halbfinale löste er als Dritter seines Laufs das Final-Ticket über die Zeit. Angekommen im Endlauf der acht schnellsten deutschen Männer fand sich Wolf auf Bahn zwei wieder. Das Finale (hier im Video) bestimmten erwartungsgemäß Deniz Almas (10,09 Sekunden, VfL Wolfsburg), Joshua Hartmann (10,23 Sekunden, ASV Köln) und Julian Reus (10,26 Sekunden, LAC Erfurt) auf den Rängen eins bis drei. Weitspringer Wolf belegte in 10,42 Sekunden, der drittbesten Zeit seiner Karriere, Rang sieben, wäre jedoch liebend gerne noch etwas schneller gelaufen: „Beide Starts waren katastrophal. Ich bin nie ins Laufen gekommen und war verkrampft. Aber ich hatte mir den Endlauf als Ziel gesetzt und das habe ich erreicht. Gut war auch, dass ich sämtliche Sprinter meines Jahrgangs hinter mir gelassen habe.“ Für den Spitzensportler aus der Fördergruppe der Bayerischen Polizei ist die Sommersaison mit ihrem Höhepunkt noch nicht beendet. Er plant in der kommenden Woche noch ein Meeting in der Schweiz zu besuchen.

Elisabeth Hafenrichter von der LG Stadtwerke München
Elisabeth Hafenrichter sucht in ihrem ersten Juniorinnenjahr noch Anschluss an ihre starken Leistungen aus 2019, Foto: Theo Kiefner

Jeweils den Sprung unter die besten Acht verpasst haben Paulina Huber und Elisabeth Hafenrichter, die jeweils Neunte wurden. 100-Meter-Hürdenläuferin Huber kam in ihrem Halbfinale nach 13,79 Sekunden als Fünfte ins Ziel. Winzige drei Hundertstelsekunden fehlten ihr schließlich für den Endlauf. Die letztjährige Achte der U20-WM Elisabeth Hafenrichter kam im Speerwurf auf eine Weite von 49,20 Meter und blieb damit wenige Zentimeter hinter ihrer Saisonbestweite von 49,30 Meter zurück. Für weitere drei Versuche hätte die 20-jährige noch mehr als vier Meter draufpacken müssen.

Rundum zufrieden war ein Münchner Trio in der 800-Meter-Konkurrenz der Frauen. Überaus souverän meisterte es die Halbfinalserie am Samstagmittag. Während Christina Hering (2:06,76 Minuten) und Katharina Trost (2:04,40 Minuten) ihre Favoritenstellungen jeweils mit Vorlaufssiegen unterstrichen, zog Jana Reinert (2:07,08 Minuten) hinter Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) als Zweite ihres Rennens in den Finallauf am Sonntag um 17:35 Uhr ein. Dieser verspricht höchste Spannung. Sowohl Hering als auch Trost haben sich eigene Renntaktiken zurechtgelegt. Hering möchte ihren fünften Titel infolge gewinnen, Trost nach ihrem Hallentitel und der Vizemeisterschaft im Vorjahr endlich ihren ersten.

Eine Ergebnisübersicht des ersten Wettkampftages der 120. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften gibt es hier.