Salem aleikum – Trainingstagebuch Marokko

gruppenbild-marokkoVom 06. bis 30. März befinden sich Ingalena Heuck, Simon Schwarz und Michael Wilms im Höhentrainingslager in Marokko. Ein kleiner Reisebericht:

das komplette Team: untere Reihe von links: Pierre Ayadi, Melanie Schulz, Ingalena Heuck (LG Stadtwerke München), Philipp Hövelmann, David Holmgren, Zakaria Talbi, Christian Schmitz obere Reihe von links: Heike Bienenstein, Thomas Jeggle, Friederike Kallenberg, Michel Bücker, Jana Hirschhäuser, Simon Schwarz (LG Stadtwerke München), Matthias Kamp, Michael Wilms (LG Stadtwerke München), Simon Engelfried, Tim Herold, Vanessa Rössler, Jörg Gehlsdorf, André Thomson, Sascha Jakat

Bericht der LG Olympia Dortmund

Salem aleikum – Trainingstagebuch Marokko

Im Anschluss der Deutschen Crossmeisterschaften, die dieses Jahr im Niedersächsischen Löningen stattfanden, flogen die Stadtwerke Läufer/In Ingalena Heuck, Simon Schwarz und Michael Wilms nach einem kurzen Zwischenstopp in Düsseldorf bei Teamkamerad Julian Ziob nach Marokko. Vom kleinen deutschen Flughafen Weeze in der Nähe von Julians Elternhaus fliegt die Fluggesellschaft Ryan Air für wenig Geld (knapp 150 Euro hin und zurück) ins afrikanische Fés. Dort wurde unsere Reisegruppe am Sonntagmorgen schon von einem marokkanischen Lauffreund erwartet. Abdelghani, so sein Name, brachte uns nach einer dreiviertel Stunde Fahrt zum Zielort Ifrane.

Während der Fahrt, angesprochen auf die kritischen Situationen in den anderen arabischen Ländern wie Ägypten, Tunesien und Libyen, meinte unser marokkanischer Reiseführer nur, wir sollen uns keine Sorgen machen. Die Marokkaner mögen ihren König und werden keine Revolution starten.

Tatsächlich geht das Leben in Ifrane seinen gewohnten Gang. Schon die letzten Jahre haben wir hier, auf ca. 1700m mit unserem Trainer Pierre Ayadi unser Höhentrainingslager abgehalten. Die afrikanischen Gegebenheiten wie kurioser Fahrstiel (inkl. riskante Überholmanöver), ein Muezzin, der regelmäßig zu allen Tages- und Nachtzeiten von einem Minarett herunter schallt und äußerst gewöhnungsbedürftige Anblicke in den Markthallen (wie Kuh-Innereien und Ziegenköpfe) schocken uns deswegen auch nur noch bedingt.

Trainingstechnisch verlaufen die ersten Tage hier eher ruhig, aufgrund der geringeren Sauerstoffsättigung in der Luft (wegen der Höhe) braucht der Körper ein paar Tage, um sich anzupassen. Außerdem hat man ja noch den harten Crosswettkampf vom Wochenende in den Beinen. Deswegen stehen jetzt erst mal nur lockere Dauerläufe an.

Um einen kulinarischen Eindruck zu gewinnen, ein Bild vom marokkanischen Frühstückstisch.

Gruppenbild:  untere Reihe von links: Pierre Ayadi, Melanie Schulz, Ingalena Heuck (LG Stadtwerke München), Philipp Hövelmann, David Holmgren, Zakaria Talbi, Christian Schmitz obere Reihe von links: Heike Bienenstein, Thomas Jeggle, Friederike Kallenberg, Michel Bücker, Jana Hirschhäuser, Simon Schwarz (LG Stadtwerke München), Matthias Kamp, Michael Wilms (LG Stadtwerke München), Simon Engelfried, Tim Herold, Vanessa Rössler, Jörg Gehlsdorf, André Thomson, Sascha Jakat

Simon: So, mittlerweile ist schon eine Woche im Trainingslager vergangen und wir sind vollständig akklimatisiert, die erste schnelleren Programme wurden auch schon absolviert.

Am Mittwoch bekamen wir drei von der Dortmunder Trainingsgruppe um Trainer Pierre Ayadi sowie einer weiteren kleinen Gruppe mit Läufern aus Koblenz Verstärkung. Unter den Nachzüglern war auch ein Physiotherapeut (Hems Bungenberg de Jong), der uns in den nächsten Wochen, falls kleinere oder größere Wehwehchen auftreten sollten versorgen wird.

Für Simon und Michi erfolgte an diesem Tag ein Umzug vom Hotel ins Sportlerhaus. Da sie die ersten Bewohner des hübschen Hauses waren, konnten sie ihr Zimmer noch frei wählen. Ein Vorteil, denn nicht alle Zimmer entsprechen europäischen Standart. Manch ein Sportler musste ein teilweise etwas undichtes oder leicht verschimmeltes Zimmer beziehen. Die Münchner Fraktion residiert in der Suite mit Balkon. Das Haus ist ziemlich gut, mit einer großen, gemütlichen Ess-/ Sitzecke im Erdgeschoss. Dort ist zwischen den Trainingseinheiten immer Zeit und Platz für eine Runde Uno oder Yatzy (Kniffel). Das Haus ist schön gelegen und die Entfernung zum Stadion und den Laufstrecken ist gering.

Mittlerweile sind die zahlreichen, schönen und spannenden Laufstrecken fast restlos erkundet. Bei diesen Läufen kann es dann auch immer wieder zu angenehmen oder auch unangenehmen Kontakten mit dem Tierreich kommen. Ein positives Beispiel: Bei einem längeren Dauerlauf haben wir eine ganze Horde Affen gesehen, die ca. 20m vor uns Sportlern den Weg querten. Aber leider gibt es hier auch Hunde, die aus Anwesen herausschießen oder ihre Schafsherde bewachen wollen und die Läufer zu einem ungewollten Zwischensprint zwingen.

Das Stadion von Ifrane ist schön und bietet für ein paar 1000 Zuschauer platz. Der gut ausgestattete Kraftraum allerdings ist etwas undicht und lädt nicht gerade zu einem Stabi- Training ein. Solche Athletik-Einheiten absolvieren wir deswegen lieber in unseren vier Wänden im Wohnzimmer.

Das Wetter ist seit Donnerstag früh unbeständig. Der Verdacht, dass die Neuankömmlinge das schlechte Wetter aus Deutschland mitgebracht haben liegt Nahe, da nach markelosen ersten Tagen, die Athleten seit dem immer wieder mit Regenschauer und kälteren Temperaturen, auch unter 10 Grad klarkommen müssen.

Die Verpflegung in Ifrane ist spitze. In unserem Haus sind zwei marokkanische Frauen für Mittag- und Abendessen, sowie Abwasch zuständig. Das Essen ist abwechslungsreich und schmeckt immer sehr gut, oft gibt es landestypische Speisen, wie Couscous und Taijine.

Der Ausblick für die nächste Woche ist Wetter- technisch, pünktlich zum ersten richtigen Tempotraining, ab der zweiten Wochenhälfte besser. Vom Trainingspensum werden die nächsten Tage jetzt tempolastiger als die erste “Dauerlauf”/Anpassungs- Woche.

Leni: „Anders“ hat viele Seiten

In Afrika ist vieles anders. Zu dieser Erkenntnis komme ich jedes Mal aufs Neue, wenn ich in Fés am Flughafen ankomme und mit einem alten Mercedes, der in Deutschland seit 200 000km nicht mehr fahren würde, nach Ifrane kutschiert werde. Es gibt Momente während der Fahrt, in denen ich die Augen lieber schließen würde, doch vor lauter Angst bekomm ich sie gar nicht mehr zu… schweißgebadet in Ifrane angekommen checken wir im Hotel ein. Das Motel „Relais Ras el Maa“ hat einen tollen Ausblick: Ein Blick ins Grüne, auf rote Hausdächer und weiße Mauern – und im Vordergrund nicht zu übersehen ein gelbes „Shell“-Schild. Das Hotel ist direkt an der einzigen Tankstelle von Ifrane gelegen. Hier ist alles etwas anders… Beim Nachmittagskaffee sitzen wir in Sonne oder Schatten vor dem Haus – mit Blick auf die Tankstelle. Zuhause undenkbar sich hier wohl zu fühlen – hier für uns bereits normal. Vieles ist anders, doch „anders“ ist kein Synonym für „schlecht“ und so passen wir uns diesem anderen Leben an. Auch das Training ist anders, das hat aber eher damit zu tun, dass eben das Leben im Trainingslager per se „anders“ ist: es gibt nur einen Fokus und das ist der auf das Training. Alles andere ist zweitrangig. „Anders“ bedeutet hier also „besser“ und so schreiten wir Schritt für Schritt voran. Die ersten guten Tempoeinheiten sind absolviert – die Habenseite füllt sich, die „To-Do-Liste“ wird kürzer. Die Halbzeit ist schon um… Gut gestärkt und inzwischen auch sonnengetankt geht es nun in die letzten 10 Tage, sodass wir dann auch „anders“ nach Hause zurückkehren können. Und dieser „anders“ steht dann hoffentlich für „schneller und stärker“.

Bericht der LG Olympia Dortmund